Evaluation: Arbeitsmarktintegration in der Region Aargau Süd

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Globalisierung und Rationalisierung führen dazu, dass die Qualifikationsanforderungen an die Arbeitskräfte tendenziell steigen und Stellen für niederschwellige Arbeiten abgebaut werden. Von diesen Entwicklungen betroffen sind vor allem Menschen mit einer Behinderung oder Beeinträchtigung, schlecht ausgebildete Menschen, Ausländerinnen und Ausländer mit mangelnden Sprach- und Kulturkenntnissen sowie junge Menschen ohne Berufsausbildung. Für deren Integration in den Arbeitsmarkt sind heute verschiedene Stellen und Ebenen zuständig. Die Hypothese ist, dass die Angebote der Arbeitsmarktintegration in der Region heute kaum aufeinander abgestimmt sind und die Schnittstellen und Übergänge zwischen Integrationsbereichen ungenügend bearbeitet werden, so dass die Erreichung des Integrationsziels kaum systematisch erfolgen kann.

Projektleitung

Kurt Häfeli Titel Prof. Dr. em.

Funktion

Ehemaliger Leiter Forschung und Entwicklung

Fakten

  • Dauer
    01.2008
    12.2008
  • Neue Projektnummer
    5_13

Finanzielle Unterstützung

Fragestellung

Neun Gemeinden aus dem Bezirk Kulm (Birrwil, Burg, Gontenschwil, Leimbach, Oberkulm, Schmiedrued, Reinach, Unterkulm, Zetzwil) und die Wirtschaftsfördervereinigung aargauSüd haben Ende 2007 ein Projekt lanciert unter dem Motto «Arbeit für alle, die arbeiten können». Das Projekt sollte Erkenntnisse liefern zur aktuellen regionalen Situation und dabei Doppelspurigkeiten und Lücken im Integrationsangebot identifizieren sowie Lösungsansätze liefern, die als Entscheidungsgrundlagen für die Gemeinden dienen.

Methodisches Vorgehen

Im Sinne einer Methodentriangulation wurden unterschiedliche Erhebungsverfahren verwendet. So wurden sowohl qualitative Methoden (Leitfadeninterviews) als auch quantitative Methoden (schriftliche Befragung) eingesetzt. Insgesamt wurden 63 Personen befragt. Diese vertraten die 9 auftraggebenden Gemeinden, die Kreisschulen Homberg und Mittleres Wynental, das kantonale Amt für Wirtschaft und Arbeit AWA, das regionale Arbeitsvermittlungszentrum RAV, die aargauische Sozialversicherungsanstalt SVA, die Versicherung Helsana, die kantonale Schule für Berufsbildung KSB, die Abteilung Berufsbildung und Mittelschule beim aargauischen Departement für Bildung, Kultur und Sport BKS, der Beratungsdienst für Ausbildung und Beruf BAB sowie die Stiftung Wendepunkt und die Vereine Stollenwerkstatt und HEKS LernWerk. Speziell berücksichtigt  bei der Befragung wurden Vertreter/-innen aus Gewerbe und Industrie in der Region.

Ergebnisse

Kernaussagen aus den Befragungen sind, dass die Mehrheit der Befragten mögliche Hindernisse für das Finden einer Ausbildung / Arbeitsstelle in erster Linie beim Alter der Bewerbenden (Jugendliche und ältere Personen ab 50 Jahren), beim soziodemographischen Hintergrund (vor allem Migration), bei der schulischen Qualifikation (Schulabschluss, Schultyp) sowie beim Ausmass der physischen und oder psychischen Beeinträchtigung sieht. Bezüglich einer erfolgreichen Integration in den Arbeitsmarkt stufen die Befragten die Arbeitsmotivation und sozialen Kompetenzen der sich Bewerbenden aber als wichtiger ein als die physische / psychische Beeinträchtigung oder Behinderung an sich.

Weiter zeigen die Ergebnisse, dass das Angebot an einfachen Arbeiten und niederschwelligen Ausbildungs- und Arbeitsplätzen im ersten Arbeitsmarkt als deutlich zu klein eingestuft wird, um die Nachfrage zu decken.

Die interinstitutionelle Zusammenarbeit (IIZ) in der Region wird als verbesserungswürdig beurteilt. Die Zusammenarbeit mit dem RAV und der IV wird von vielen Befragten (speziell der Gemeinden) als schwierig erlebt. Als Gründe für die Unzufriedenheit werden bei der IV oft lange Entscheidungsprozesse und beim RAV den (aus Datenschutzgründen) kaum stattfindende Transfer von Fallinformationen genannt.

Die Kooperation mit der Wirtschaft ist laut den Befragten ebenfalls verbesserungswürdig. Geäussert wird wiederholt der Wunsch nach einer regionalen Koordinationsstelle als Anlaufstelle für die Arbeitsvermittlung in der Region. Als Trägerschaft würde ein bestehendes regionales Gefäss wie die Wirtschaftsfördervereinigung aargauSüd in Frage kommen.

Die befragten Vertreterinnen und Vertreter aus Gewerbe und Industrie sind gegenüber der Integration von Personen mit Unterstützungsbedarf positiv eingestellt. Allerdings wurde eine grosse Verunsicherung zum Ausdruck gebracht betreffend des Umgangs mit Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz. Support wird vor allem während der Einarbeitungszeit und in der Begleitung von Arbeitnehmenden mit Unterstützungsbedarf gewünscht, aber auch im Umgang mit Angestellten, die längere krankheitsbedingte Absenzen aufweisen.

Die Ergebnisse des Projekts stützen die These, dass in der Region ein Bedürfnis besteht, die Situation für Personen mit besonderen Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Die Begleitgruppe des Projekts empfiehlt den Gemeinden, ihre Sozialpolitik hinsichtlich der Anreize zur Arbeitsmarktintegration zu überprüfen und Massnahmen umzusetzen, welche die Integrationspraxis aktiv unterstützen.

Publikationen