Enhanced Inclusive Learning (EIL): Nachteilsausgleich und andere unterstützenden Massnahmen auf Sekundarstufe II

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Auf der Sekundarstufe II gibt es eine Reihe von Jugendlichen mit Lern- und Verhaltensproblemen (Wille et al, 2008; Stein & Ebert, 2010). Im Vergleich zur Primar- und Sekundarstufe I erhalten sie jedoch weniger unterstützende Massnahmen. Eine dieser Massnahmen ist der Nachteilsausgleich, den Jugendliche mit einer attestierten Beeinträchtigung einfordern können, bei dessen Anwendung aber viel Unsicherheit vorhanden ist (Schellenberg, Hofmann & Georgi, 2017).

Projektleitung

Claudia Schellenberg Titel Prof. Dr.

Funktion

Professorin für die berufliche Integration von Jugendlichen mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen

Fakten

  • Dauer
    08.2017
    04.2021
  • Neue Projektnummer
    2_11

Projektteam

Fragestellung

Die vorliegende Studie verfolgt zwei Ziele: Erstens soll die aktuelle Situation betroffener Jugendlicher – mit und ohne Nachteilsausgleich - näher untersucht werden – wie sie sich fühlen, wie sie auf die Anforderungen reagieren und wie sie die Unterstützung wahrnehmen. Zweitens soll untersucht werden, wie der Nachteilsausgleich genau eingesetzt wird.

Methodisches Vorgehen

Das Projekt wurde im Rahmen eines Mixed-Method-Designs durchgeführt und beinhaltet einen quantitativen (schriftlicher Fragebogen) und einen quali¬tativen Forschungsteil (problemzentrierte Leitfadeninterviews). Die quantitative Gesamtstichprobe besteht aus 907 Jugendlichen im Alter von 14 bis 24 Jahren und ihren Lehrpersonen (N = 60). Es haben insgesamt 66 Klassen aus 10 Deutschschweizer Kantonen teilgenommen: 22 Gymnasien und 44 Berufsfachschulen. Teilnahmebedingung war, dass sich in der Klasse mindestens eine Person mit einem Nachteilsausgleich befindet. Insgesamt haben 60 Jugendliche mit einem Nachteilsausgleich an der Befragung teilgenommen. Die qualitative Stichprobe umfasst 24 Interviews, davon wurden 12 mit Lernenden durchgeführt, die auf Sekundarstufe II einen Nachteilsausgleich erhalten haben, und 12 mit Lehrpersonen.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass 27.1% der befragten Jugendlichen von einer Beeinträchtigung irgendeiner Form berichten. Die Beeinträchtigungen gehen in unterschiedlichem Ausmass mit einem verminderten Wohlbefinden und Schwierigkeiten in der Anforderungsbewältigung in Schule und Betrieb einher, wobei sich Jugendliche mit psychischen Beeinträchtigungen am meisten eingeschränkt fühlen. Jugendliche mit Lernstörungen fühlen sich in der Schule oft besser unterstützt und erhalten deutlich häufiger einen Nachteilsausgleich. Für eine gute Umsetzung des Nachteilsausgleiches sind eine gute Passung zu den Bedürfnissen der Lernenden und eine gute Kommunikation wichtig. Auf Basis der Studienergebnisse und unter Einbezug von Expert:innen ist ein Leitfaden entstanden, der sich an Lehrpersonen und Ausbildungsverantwortliche richtet. Darin sind Informationen rund um das Lernen mit Beeinträchtigungen zu finden, Umsetzungstipps verschiedener inklusiver didaktischer Methoden und Good-Practice-Beispiele zum Nachteilsausgleich.

Projektorganisation

Das vorliegende Projekt baut auf der Studie Laufbahnen auf der Sekundarstufe II mit Nachteilsausgleich der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik auf. Durchgeführt wird sie von einem interdisziplinären Team aus zwei Hochschulen (Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik und Hochschule Luzern - Soziale Arbeit). Unterstützt und begleitet wird sie von einem Fachgremium, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der zuständigen kantonalen Ämter, dem Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB), dem Schweizerischen Dienstleistungszentrum für Berufsbildung (SDBB), dem Schweizerischen Zentrum für die Mittelschule (ZEM) und weiteren Spezialistinnen und Spezialisten aus dem Bereich Nachteilsausgleich.

Literatur

  • Wille, N., Bettge, S., Ravens-Sieberer, U., & BELLA Study Group. (2008). Risk and protective factors for children’s and adolescents’ mental health: results of the BELLA study. European child & adolescent psychiatry, 17(1), 133-147.
  • Schellenberg, C., Hofmann, C. & Georgi-Tscherry, P. (2017). Laufbahnen auf der Sekundarstufe II mit Nachteilsausgleich. Schlussbericht zur Befragung der kantonalen Ämter, Schulen und Jugendlichen. Zürich: Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. PDF (974 KB)
  • Stein, R., & Ebert, H. (2010). Verhaltensauffälligkeiten an beruflichen Schulen zur sonderpädagogischen Förderung. Eine Pilotstudie mit der Teacher’s Report Form und dem Youth Self Report. Empirische Sonderpädagogik, 2(4), 62-80.

Publikationen