Entwicklung der Lebenszufriedenheit und aktuellen Befindensqualität Hörgeschädigter vom Kindesalter zur Adoleszenz

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Wie erleben Hörgeschädigte ihren Alltag? Ähnlich wie Hörende? Sind sie in den selben Situationen genauso gestresst oder entspannt wie Hörende?

Barrierefreie Kommunikation – und somit Partizipation – ist eine zentrale Lebensbedingung für Hörgeschädigte. Eine Beeinträchtigung der Partizipation hat Folgen für die Lebenszufriedenheit und damit für die psychische Gesundheit (nach biopsychosozialem Modell, ICF, siehe Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information DIMDI, 2005). Hörgeschädigte zählen aufgrund der Folgen für die kommunikative, kognitive und sozialemotionale Entwicklung (Hintermair & Marschark, 2008) zu einer Risikogruppe für den Bereich der Partizipation.

Derzeit ist ein zunehmendes Interesse an Befunden zur subjektiven Lebenszufriedenheit integriert beschulter Hörgeschädigter zu verzeichnen (Hintermair, 2010). Ziel ist es, zu untersuchen, ob in der Integration die wünschenswerten Lebensbedingungen gegeben sind, um subjektives Wohlbefinden herzustellen. Situationale Alltagsbedingungen (Kommunikationshürden wie Umgebungslärm, zu viele Interaktionspartner oder fehlender Einsatz technischer Hilfsmittel) werden in Studien jedoch kaum berücksichtigt. Die bisherigen Studien zeigen eher, dass mit zunehmendem Alter (Jugend und Adoleszenz) soziale und kommunikative Probleme stärker sichtbar werden (Lönne, 2009; Brunnberg et al., 2008), jedoch ohne den Zusammenhang zu den Alltagsbedingungen herzustellen. Zudem fehlen derzeit Befunde zu Adoleszenten sowie Langzeitstudien.

Das vorliegende Projekt ist eine Weiterführung der Studie zur Befindensqualität integriert beschulter hörgeschädigter Kinder und Jugendlicher und führt zur weltweit ersten Langzeitstudie über die psychosoziale Entwicklung Hörgeschädigter, die einen  Zusammenhang zu  den Alltagsbedingungen herstellt.

Projektleitung

Mireille Audeoud Titel Dr. phil.

Funktion

Senior Researcher

Fakten

  • Dauer
    12.2013
    12.2016
  • Neue Projektnummer
    4_4.2

Projektteam

  • Jasmin Hödl
  • Emanuel Stöckli

Fragestellung

Grundlegend wird in der Studie der Frage nachgegangen, ob und inwiefern sich die Lebenszufriedenheit und aktuelle Befindensqualität 17- bis 19jähriger Hörgeschädigter von der gleichaltriger Hörender unterscheiden und ob sie sich bei Hörgeschädigten vom Kindesalter bis heute in einer anderen Art entwickelt als bei Hörenden.

Methodisches Vorgehen

Stichprobe

Alle hörgeschädigten Probanden der ersten Erhebung werden neu kontaktiert (N=78). Diese Hörgeschädigten mit einer ein- oder beidseitigen Hörschädigung, wurden im Alter von 11 bis 13 Jahren integriert beschult und vom audiopädagogischen Dienst begleitet, sie wurden, jedoch nicht gebärdensprachlich erzogen. Bei diesen Kindern wurden keine zusätzlichen Behinderungen diagnostiziert.

Die Vergleichsstichprobe der hörenden Gleichaltrigen, die zur ersten Erhebung generiert wurde (jeweils Klassenkameraden der 78 Hörgeschädigten), wird ebenfalls kontaktiert.

Erhebungsmethode

In dieser Studie werden die Erhebungsinstrumente der Vorprojekte genutzt:

  • Erfassung der Lebenszufriedenheit (Kiddo-KINDL, Ravens-Sieberer, 2000), des Partizipationserlebens (CQP-dt, Hintermair & Lepold, 2010), der sozioökonomischen Daten (Bildungsniveau und Berufstätigkeit der Eltern; sprachliche und soziale Herkunft) und der Angaben zur aktuellen Wohnsituation, der Berufs- bzw. Ausbildungssituation sowie des Hörstatus und der technischen Versorgung bei den Hörgeschädigten.
  • Experience Sampling Method (Hektner et al., 2007): Die Probanden erhalten für eine Woche ein I-Phone, während sieben Tagen werden ihnen fünfmal täglich SMS mit einem internetbasierten Fragebogen zugesandt. Das bereits bestehende Instrument (positive/negative Aktivierung und Valenz, PANAVA-Kurzskala, Schallberger, 2005; Settingbedingungen wie Lautstärke, Sozialform, Tätigkeiten, Tag und Tageszeit) wird ergänzt durch Fragen nach altersadäquaten Tätigkeiten sowie je einer Frage zum momentanen Kommunikations- und Partizipationserleben.

Publikationen

  • Audeoud, M.
    (2016).
    Wie fühlen sich Hörbehinderte?
    In S. Hüttche, & M. T. Wicki (Hrsg.),
    Forschung für die Praxis. 15 Jahre Forschung und Entwicklung 2001-2016
    (S. 10–11).
    Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik.