Inhalt

Förderung
Die Abgrenzung zwischen Sprachförderung und Sprachtherapie wird teils (erstaunlich) emotional bis polemisch geführt.
Aus berufspolitischer Sicht wird die Gefahr formuliert, dass „Förderung“ eine versteckte Sparmassnahme sein kann, mit dem Effekt, „dass Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen die notwendigen Therapien unter Verweis auf die Durchführung von Sprachfördermassnahmen vorenthalten werden“ (Schrey-Dern 2006,6).
Zielgruppenunterscheidung:
Die Gruppe der Kinder kann grob in drei Gruppen mit unterschiedlichen Förderbedürfnissen unterteilt werden:
- Kinder, die die Sprachentwicklung erfolgreich durchlaufen,
- spracharme Kinder, die z.B. aufgrund Bildungsferne, mangelndem Input und sozialer Benachteiligung ihr sprachliches Potenzial nicht ausschöpfen können,
- Kinder mit einer Spracherwerbsstörung.
In unseren Augen muss von einem Kontinuum ausgegangen werden, und es zeichnen sich nicht so klare Grenzen zwischen den Kindern ab. Die Gruppe der Kinder mit einer Spracherwerbsstörung benötigen eine Therapie, sie können aber fakultativ von einer integrierten Sprachförderung zusätzlich profitieren.
Welche Sprachförderangebote sollen nun in den Kindergärten und –tagesstätten umgesetzt werden? In Folge der PISA-Ergebnisse wurden teils in aktivistischer, unkoordinierter und temporeicher Weise Sprachförderprogramme kreiert.
Eine kriteriengeleitete Zusammenstellung (links) zeigt auf, dass bei den Programmen bzw. Materialien
- der Grad der Strukturiertheit sehr schwankend ist,
- die wenigsten Programme/Materialien theoriegeleitet sind,
- die ausführende Person meist die Kindergartenlehrperson ist, kooperative interprofessionelle Förderangebote werden nicht thematisiert,
- die Spiel- und Übungsanregungen oft sehr zweidimensional (Arbeitsblätter) gehalten werden,
- die Zielgruppe sich mehrheitlich an Kindergarten- und Unterstufenkinder orientiert,
- ein Überangebot im Bereich phonologische Bewusstheit festzustellen ist,
- keine vorgängige Sprachstandserfassung (wie z.B. Reihenuntersuchung) vorgesehen resp. empfohlen wird. Das Programm wird unabhängig vom Leistungsstand der Gruppe bzw. der einzelnen Kinder durchgeführt.
Gerade der letzte Punkt erweist sich als ein grosser Schwachpunkt dieser Materialien. Förderprogramme sind nicht per se gut, sondern sollen sich an den Ressourcen und Schwächen der jeweiligen Kinder orientieren. Hier braucht es professionell-logopädischen Support. Es wäre geradezu fatal, wenn die Hoffnung geschürt wird, dass unspezifische Sprachförderprogramme oder funktionalisierte Methodenkompendien Kindern mit Spracherwerbsstörungen als Ersatz für Sprachtherapie verkauft wird.
Leitung
-
Dozent
-
Jürgen Steiner, Prof. Dr. habil.
Dozent
Publikationen
- Prävention und Gesundheitsförderung in der Sprachentwicklung
- Sprache erleben, Sprache fördern
- Gemeinsame Sorge um den frühen Spracherwerb
- Integrierte Sprachförderung
- Kooperativ früh Stärken nutzen, Risiken begegnen
- Reihenuntersuchungen
- Resilienz in der Logopädie
- Prävention von Spracherwerbsstörungen – sprachliche Frühförderung
- Kooperative Schnittstellen
Kontakt
HfH Wolfgang G. Braun, Prof.
HfH Jürgen Steiner, Prof. Dr. habil.
logopaedieundpraevention[at]hfh.ch logopaedieundpraevention
Übersicht Sprachförderprogramme
Ein erster Überblick über die Fülle von Sprachfördermaterialien, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden.
Sprachförderung 3 – 4
Für ihre Bachelorthese im Studiengang Logopädie haben Chiara Hanser und Jeannine Sophie Wieland (Begleitperson: Wolfgang G. Braun, HfH Zürich) 2010 eine Sammlung von Sprachimpulsen zur Unterstützung des Spracherwerbs von drei- bis vierjährigen Kindern entwickelt. Die Auseinandersetzung mit der Frage, wie drei- bis vierjährige Spielgruppenkinder anhand einer theoriegeleiteten Sammlung durch die Spielgruppenleiterin in ihrem Spracherwerb unterstützt werden können, brachte einen Pool von Förderideen hervor. Sie unterteilen sich in drei Bereiche: Vorläuferfähigkeiten, Morphologie und Syntax. In den folgenden Dateien können Sie die Handreichungen sowie die Sprachimpulse bzw. Förderideen der drei Bereiche einsehen.
- Handanweisung
- Vorläuferfähigkeiten
- Morphologie
- Syntax
- BATH Hanser-Wieland
Die theoretische Grundlage der Sprachimpulssammlung kann in dieser Datei (BATH Hanser / Wieland 2010) eingesehen werden.