Pädagogik bei Krankheit und Spitalschulpädagogik (Pb-KuS). Teilprojekt: Bestand- und Bedarfsanalyse

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Das Forschungsprojekt konzentriert sich auf die Pädagogik bei Krankheit und Spitalschulpädagogik. Das Hauptziel des Projekts besteht darin, die Bildungsangebote für schwer und langfristig erkrankte Schüler:innen, die stationär behandelt werden, zu verbessern. Aktuell gibt es eine Diskrepanz zwischen praktischer Expertise und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Das Projekt möchte eine transnationale Vernetzung zwischen Hochschulen und Spitalschulen im D-A-CH-Raum und mit GB etablieren. Das Endziel besteht in der Entwicklung und Evaluation eines Curriculums für die Professionalisierung von Lehrpersonen in Spitalschulen. Um dieses Ziel zu erreichen, adressiert dieses Teilprojekt die Bestands- und Bedarfsanalyse.

Projektleitung

Pierre-Carl Link Titel Prof.

Funktion

Professor für Erziehung und Bildung im Feld sozio-emotionaler und psychomotorischer Entwicklung

Dennis Christian Hövel Titel Prof. Dr.

Funktion

Leiter Institut für Verhalten, sozio-emotionale und psychomotorische Entwicklungsförderung / Professor

Fakten

  • Dauer
    10.2023
    10.2025
  • Neue Projektnummer
    2_31

Projektteam

Ausgangslage

Schwere und langfristige Erkrankungen stellen für Schüler:innen vom üblichen Lebenslauf abweichende Entwicklungsaufgaben dar, mit denen weitere emotionale und soziale Herausforderungen einhergehen können (Elbracht, et al., 2023; Piegsda, et al., 2020). Erkrankte Schüler:innen, die (teil-)stationär behandelt werden, fallen unter die Zuständigkeit der Spitalschulen, an denen Lehrpersonen aller Lehrämter unterrichten (KMK, 1998; Oelsner, 2013; Fesch & Müller, 2014).  Mehr Kinder und Jugendliche werden an der Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgenommen, bei gleichzeitig geringerer Verweildauer, dadurch nimmt die Bedeutung von Bildungsangeboten für Betroffene zu  (Oelsner, 2013; Blanc, 2014). Hinsichtlich einer adäquaten Beschulung im Sinne einer Pädagogik bei Krankheit, speziell bezogen auf Spitalschulen, ist für D-A-CH zu konstatieren, dass es an einer Klärung der (politischen, finanziellen, wissenschaftlichen und pädagogischen) Zuständigkeiten sowie einer Systematisierung und Evaluation des pädagogischen Handelns fehlt (u. a. Blanc, 2014; Oelsner, 2013).

Zudem fehlt es in diesem Bereich an einer Verschränkung zwischen praktischer Expertise und wissenschaftlichen Erkenntnissen, was umso problematischer ist, da es gerade in Belastungssituationen, wie Krankheit, von grosser Relevanz ist, dass Schüler:innen zeitnah passende pädagogische Förderung erhalten. Die krankheitsspezifischen pädagogischen Förderbedarfe führen dabei zu besonderen Anforderungen an Lehrpersonen (Castello, & Pülschen, 2018). Seit den 1970er-Jahren wird eine Diskussion über eine entsprechende Weiterbildung geführt, die bislang nicht etabliert ist (u.a. Seifert, et al., 1977; Gratzer, 1978; Wienhues, 1982; v. Below, 1986; Castello, & Pülschen, 2018; Meiners, Krull, & Leidig, 2023). Einigkeit besteht darin, dass Lehrpersonen aller Schularten zusätzliche sonderpädagogische und pädagogisch-didaktische Kompetenzen in diesem Feld benötigen, jedoch gibt es bis heute im deutschsprachigen Raum keine curricular oder staatlich anerkannte Aus- oder Weiterbildung.

Das Projekt hat zum Ziel, ein Curriculum für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen an Spitalschulen zu entwickeln. Hierzu wird eine theoriegeleitete und empirische Bestands- und Bedarfsanalyse gemeinsam mit Praxispartnern, den Spitalschulen, sowie Partnerhochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt. Das Arbeitspaket II respektive Teilprojekt «Bestands- und Bedarfsanalyse» dient der Schaffung einer Basis für die Curriculumsentwicklung.

Die Gesamtleitung des Projekts liegt bei Robert Langnickel an der PH Luzern.

Movetia-Projektnummer: Pb-KuS; Projektnr.: 2023-1-CH01-IP-0055

Vorgehen

Das Vorgehen der Bestands- und Bedarfsanalyse (Teilprojekt) richtet sich nach den Zielen respektive nach den erwarteten Resultaten:

  • Identifikation des Ist- und Soll-Standes in der Aus- und Weiterbildung von Professionellen für den Einsatz in der Spitalschulpädagogik (daten- und theoriebasiert).
  • Konzeption, Durchführung und Auswertung der Bestands- und Bedarfsanalyse.
  • Auswertung der bisher bestehenden Curricula.
  • Aufbereitung und Zur-Verfügung-Stellen der Ergebnisse für die Arbeit in den anderen Arbeitspaketen

Mit dem Teilprojekt «Bestands- und Bedarfsanalyse» erfolgt eine systematische Untersuchung des Praxisfeldes Spitalschulen in Hinblick auf den Ist-Stand von Professionskompetenzen, Bedarfen, Curricula und Fachwissen von Lehrpersonen an Spitalschulen. Davon wird eine Bedarfsanalyse (Soll-Stand) zu Aus- und Weiterbildung abgeleitet. Die Erhebung wird bei Kooperationsschulen durchgeführt, dokumentiert und publiziert. Zur Vorbereitung finden hybride Arbeitstreffen zur Koordination der Begleitforschung über den Projektzeitraum statt. 

Ergebnisse

Ziele des Projekts ist die erstmalige nationale Vernetzung Schweizer Hochschulen, sowie die internationale Vernetzung mit Hochschulen aus Deutschland und Österreich zum Thema «Pädagogik bei Krankheit» und «Spitalschulen». Zudem soll im D-A-CH-Verbund ein transnationales Netzwerk zwischen Hochschulen (Wissenschaft) und Spitalschulen (Praxis) etabliert werden. In diesem Netzwerk sollen Anforderungen empirisch erhoben und berufspraktische Ziele an Spitalschulen eruiert werden und in einer Curriculumsentwicklung für einen in der Schweiz verankerten MAS münden, der zur Professionalisierung der Lehrpersonen an Spitalschulen und der Weiterentwicklung einer Pädagogik bei Krankheit dient.

Literatur

  • Blanc, P. (2014). Schulungsangebote für hospitalisierte Kinder und Jugendliche in der Schweiz aus der Sicht der Leistungserbringer. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, 20(9), S. 6-12. 
  • Castello, A., & Pülschen, S. (2018). Unterricht an Klinikschulen in Schleswig-Holstein. Zeitschrift für Heilpädagogik, 69(7), 327-333.
  • Elbracht, S., Langnickel, R., Lieberherr, B., Hoanzl, M., & Gingelmaier (2023). Pädagogik bei Krankheit (PbK) als Handlungsfeld der ESE-Pädagogik? Eine wissenssoziologische Diskursanalyse der Pädagogik bei Krankheit. Emotionale und soziale Entwicklung in der Pädagogik der Erziehungshilfe und bei Verhaltensstörungen, 5, 50-69.
  • Fesch, K., & Müller, T. (2014). Schule für Kranke in Deutschland – zur heterogenen Situation der Bundesländer im Umgang mit psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen. Zeitschrift für Heilpädagogik, 85(2), 50-59.
  • Gratzer, P. (1978). Aussprache. Krankenhausschule – ein Gegenstand sonderpädagogischer Forschung? Zeitschrift für Heilpädagogik, 111-112.
  • Kultusministerkonferenz (KMK) (1998). Empfehlungen zum Förderschwerpunkt Unterricht kranker Schülerinnen und Schüler. Beschluß der Kultusministerkonferenz vom 20.03.1998.
  • Meiners, J. P., Krull, J., & Leidig, T. (2023). Spezifische Ausbildung im Arbeitsfeld «Pädagogik bei Krankheit»? Eine qualitative Interviewstudie mit Lehrkräften an Schulen für Kranke. Zeitschrift für Heilpädagogik, (4), 156-168.
  • Oelsner, W. (2013). Die Schule für Kranke: Wie sie wurde, was sie ist – und was sie sein könnte, wenn sie es sein dürfte. Zeitschrift für Heilpädagogik, (7), 271-280.
  • Piegsda, F., Link, P.-C., Rossmanith, S., & Kötzel, A. (2020). Eine Schule für besondere Lebenslagen auf Zeit. Schulische Zentren für Pädagogik bei Krankheit im Kontext von Transitions- und Inklusionsprozessen. Zeitschrift für Heilpädagogik, 71(2), 58-71.  
  • Seifert, R., & Hirscher, E., & Wienhues, J. (1977). Krankenhausschule – auch ein Gegenstand sonderpädagogischer Forschung? Zeitschrift für Heilpädagogik, (6), 396-400.
  • von Below, U. (1986). Fort- und Weiterbildung von Lehrern im Bereich der Krankenpädagogik. Zeitschrift für Heilpädagogik, (11), 770-784.
  • Wienhues, J. (1982). Zur Aus- und Weiterbildung der Lehrer an Schulen für Kranke. Zeitschrift für Heilpädagogik, (9), 659-661.

Publikationen