Spracherwerbsstörungen bei älteren Kindern und Jugendlichen

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Kindliche Spracherwerbsstörungen stellen in der logopädischen Praxis im schulischen und vorschulischen Bereich das am häufigsten auftretende Störungsbild dar. Neuere Erkenntnisse aus der Spracherwerbsforschung ermöglichten Ableitungen für eine Therapie im Sinne einer Entwicklungsbegleitung, welche bei jüngeren Kindern mit Erfolg praktiziert wird. Trotz dieser Erfolge gibt es Kinder, bei welchen die Störung bis in das Jugendalter nicht überwunden werden kann.

Projektleitung

Beate Kolonko

Tonia Seglias

Fakten

  • Dauer
    08.2003
    07.2007
  • Neue Projektnummer
    4_2

Finanzielle Unterstützung

Fragestellung

Diese Gruppe wurde bislang in der heilpädagogischen Forschung wenig beachtet: Im deutschsprachigen Raum liegen kaum Forschungsergebnisse über ältere Kinder und Jugendliche mit Spracherwerbsstörungen vor; umfassende und theoretisch fundierte diagnostische und therapeutische Konzepte fehlen.

Methodisches Vorgehen

Der Fragestellung wurde in einer ersten Projektphase zunächst durch Interviews nachgegangen. Zielgruppe waren Logopädinnen und Logopäden an Deutschschweizer Sprachheilschulen, welche im Mittel- und Oberstufenbereich tätig sind. Durch diesen Zugang wurde ermittelt, wie sich die Problematik aus der Perspektive praktizierender Logopädinnen darstellt.

In der zweiten Projektphase fokussieren wir auf Themen, die a) von hoher Praxisrelevanz und b) deren Bearbeitung im Rahmen des Projekts zeitökonomisch realistisch sind. In Anbetracht der sich zeigenden Persistenz der Spracherwerbsstörungen bei älteren Kindern und Jugendlichen stehen inhaltlich Themen im Vordergrund, die den Aspekt «Umgang mit der Restsymptomatik» berücksichtigen. Vorrangig geht es wie geplant darum, eine Entscheidungshilfe für LogopädInnen hinsichtlich Therapiebedarf, Therapieschwerpunkten und Therapiepausen zu entwickeln.

Gefragt wurde nach den Schwierigkeiten, welche die Kinder im sprachlichen, kommunikativen, sozialen und schulischen Bereich haben, sowie nach der derzeit praktizierten Therapie. Für diese Entscheidungshilfe wurden zu folgenden vier Kategorien Therapieindikatoren entwickelt: sprachlich-kommunikative Kompetenzen, sozio-emotionale Stabilität, Institutionelle Rahmenbedingungen und soziales Umfeld, Schulleistungen. Eine erste Version wurde durch die am Projekt beteiligten LogopädInnen erprobt und in der Zwischenzeit wurde eine Computerversion der Entscheidungshilfe erarbeitet.

Ergebnisse

Die Ergebnisse dieser ersten Phase von Februar 03 bis April 04 liegen vor. Insgesamt wurden Daten zu 78 Schülern und Schülerinnen im Alter zwischen 10 und 16 Jahren erhoben. Die quantitative und qualitative Analyse der Interviewdaten vermittelt ein Bild der Störungsproblematik im sprachlichen, kommunikativen, sozio-emotionalen, kognitiven und schulischen Bereich und liefert Hinweise auf derzeit praktizierte logopädische Therapie. Die Relevanz der Ergebnisse für weitere Forschungen und für die logopädische Therapie wird diskutiert.Die Auffälligkeiten im sozio-emotionalen Bereich fielen weit weniger gravierend aus als in vergleichbaren Studien. Daher wurde eine Untersuchung mit einer Kontrollgruppe von 31 Schülerinnen und Schülern an Volksschulen angehängt (Phase 1B), welche die Ergebnisse von Phase 1 bestätigte.

Publikationen

  • Kolonko, B., & Seglias, T.
    (2008).
    Jugendliche mit Spracherwerbsstörungen.
    Edition SZH/CSPS.
  • Kolonko, B., & Seglias, T.
    (2005).
    Spracherwerbsstörungen bei älteren Kindern und Jugendlichen an Sprachheilschulen.
    Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik,
    2,
    26–32.