Wohnen und arbeiten im Hunziker-Areal der Stiftung Züriwerk

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

In der neu erstellten Wohngenossenschaft «Mehr als Wohnen» in Hunziker-Areal in Zürich-Leutschenbach hat sich die Stiftung Züriwerk seit Juni 2015 eingemietet. Damit ermöglicht die Stiftung 40 Menschen unterschiedlichen Alters mit kognitiver Beeinträchtigung oder Schwermehrfachbeeinträchtigung das Leben und Arbeiten in einer Genossenschaft in der Gemeinde Zürich. Es ist zugleich der erste Standort zur Umsetzung der Altersstrategie der Stiftung Züriwerk.

Um die Auswirkungen und Veränderungen dieser neuen Wohn- und Arbeitsform auf die Lebensqualität sowie die Möglichkeiten der Teilhabe zu untersuchen, hat die Stiftung Züriwerk die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik (HfH) mit einer Evaluation beauftragt. Im Mittelpunkt der Evaluation stehen die subjektiv erlebten Veränderungen und ihre Bewertung aus Sicht der Personen mit Beeinträchtigung, der Fachpersonen im Team und der Leitungspersonen.

Projektleitung

Judith Adler Titel lic. phil.

Fakten

  • Dauer
    11.2016
    12.2017
  • Neue Projektnummer
    3_15

Projektteam

  • Pia Georgi-Tscherry

Kooperationen

Finanzielle Unterstützung

Fragestellung

Die Evaluation dient der Beantwortung der Frage, ob und allenfalls mit welchen Anpassungen das Projekt der Stiftung Züriwerk als Modell für weitere Wohn- und Unterstützungsprojekte für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigungen unterschiedlichen Alters dienen kann. Forschungsleitend sind folgende Fragestellungen:

  1. Was hat sich aus Sicht der Personen mit Beeinträchtigung durch dieses neue Wohn-, Arbeits- und Unterstützungskonzept geändert und was sind die Gründe für diese Veränderungen? Wie bewerten die Nutzer die erlebten Veränderungen bezüglich der altersgemässen Unterstützung, der Möglichkeiten ihrer Selbst- und Mitbestimmung, ihrer Selbständigkeit und Mitgestaltung und der Möglichkeiten der Teilhabe?
  2. Was hat sich aus Sicht der Fachpersonen im Team durch dieses neue Wohn-, Arbeits- und Unterstützungskonzept geändert und was sind die Gründe für diese Veränderungen? Welche Veränderungen gibt es bezüglich der Lebenssituation der Personen mit Beeinträchtigung und der eigenen Arbeit? Wie kann aus Sicht der Fachpersonen den Ansprüchen der Konzepte Agogik und Funktionale Gesundheit in dieser neuen Wohnform Rechnung getragen werden?
  3. Was hat sich aus Sicht der Leitungspersonen durch dieses neue und altersentsprechende Wohn-, Arbeits- und Unterstützungskonzept geändert und was sind die Gründe für diese Veränderungen? Welche Auswirkungen haben diese Veränderungen auf die Organisation, auf die Fachpersonen im Team und auf die Nutzenden aus Sicht der Leitungspersonen? Welche Herausforderungen ergeben sich auf der Ebene der Institution, der Organisation und der Finanzierung?

Methodisches Vorgehen

Im Projekt werden die erlebten Veränderungen auf der Ebene der Nutzenden, der Fachpersonen im Team und der Leitungspersonen evaluiert. Es ist ein qualitatives Untersuchungsdesign mit partizipativen Elementen geplant, in welchem ein verstehendes und rekonstruierendes Verfahren eingesetzt wird. Die Ergebnisse werden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse

Das Wohnangebot der Stiftung Züriwerk auf dem Hunziker Areal wird von den Personen mit kognitiver Beeinträchtigung, den Teammitarbeitenden und den Leitungspersonen positiv bewertet. Die Lebensqualität hat sich erhöht. Besonders hervorgehoben werden muss, dass auch Personen mit hohem Unterstützungsbedarf in diese Wohnform in einer Wohngenossenschaft umzogen, wenn sie das wünschten. Denn dieser Personenkreis ist oft in Gefahr, in stationären Wohnformen zurückzubleiben. Bei diesen Personen zeigt sich aber zugleich der grösste Handlungsbedarf, um die Lebensqualität in den Dimensionen Selbstbestimmung und soziale Teilhabe weiter zu verbessern. Die Personen im Alter schätzen das Angebot des freiwilligen Seniorenateliers sehr. Die Freiwilligkeit ist positiv zu bewerten, damit der Alltag in diesem Lebensabschnitt nach eigenen Interessen und Ressourcen aktiv gestaltet werden kann.

Die Evaluation zeigt, dass die Leitpostulate der Selbstbestimmung und Teilhabe eine Weiterentwicklung von personenorientierten und sozialräumlichen Unterstützungsangeboten im Rahmen dieses Wohnprojektes erfordern. Das Projekt der Stiftung Züriwerk kann, unter Berücksichtigung der Evaluationsergebnisse, als Modell für weitere Wohnprojekte gelten. Es ist zudem ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Realisierung von Teilhabe- und Zugangsrechten für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung, was dem Gestaltungsauftrag der UN-BRK entspricht.

Publikationen