Heinz Frei: der Spitzensportler spricht über Inklusion

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Schwerer Unfall

Kurz nach dem Lehrabschluss als technischer Zeichner (Geomatiker) und direkt vor dem Militärdienst hat sich sein Leben drastisch geändert. Mit 20 Jahren musste Heinz Frei nach einem schweren Unfall feststellen, dass er nicht mehr auf eigenen Beinen stehen kann und sein Leben in die eigenen Hände nehmen muss. Das hat er getan und es ist ihm gelungen, mit Willenskraft, mit den Emotionen, die der Sport auslöst und der Unterstützung aus seinem Umfeld. Die kleinen baulichen Anpassungen im Elternhaus wurden selbstverständlich gemacht und sein Arbeitgeber hat Heinz Frei, noch am Bett in der Rehabilitationsklink, versprochen, den Arbeitsplatz umzubauen.

Noch immer ein Bewegungsmensch

Nach der Diagnose «Paraplegie», welche bedeutete, dass Heinz Frei ab dem Brustwirbel 4/5 in seinem Körper nichts mehr fühlen (keine Schmerzen, keine Temperaturunterschiede usw.) und ihn unterhalb dieser Wirbel nicht mehr bewegen kann, durchlebte er eine psychisch belastende Anfangszeit, als ihm im Spital gesagt wurde «wir bereiten Sie auf ein Leben im Rollstuhl vor». Eigentlich hatte er gehofft gehabt, nach einer Operation sein vorheriges Leben weiterleben zu können. Zwei Jahre später kam der Drang nach körperlicher Betätigung wieder auf, schon immer war er ein «Bewegungsmensch» und in vielen Sportarten aktiv gewesen. Im Rollstuhlsport-Verein hat Heinz Frei nicht nur gelernt, im Rollstuhl Sport zu treiben, sondern dass selbständiges Umziehen und Duschen genauso dazugehören, wie in jeder beliebigen Sportart. Sport ist für ihn ein grosser Schritt zur Selbständigkeit geworden.

Sport als Motor der Inklusion

Der Weg zur Inklusion führte Heinz Frei vom Rollstuhl «Marke Eigenbau» und paralympischen Wettrennen weit ausserhalb der grossen Sportevents in den 80er Jahren über die schnellste 800-Meter-Zeit mit dem Hand-Bike in Peking 2008 bis hin zur unglaublichen Stimmung an den paralympischen Spielen 2012 in London in den Stadien der Fussgängersportler vor 80'000 Zuschauern. Ein Zeichen, dass der paralympische Sport auch in Bundesbern angekommen ist, setze die Bundespräsidentin Widmer-Schlumpf, als sie im House of Switzerland 2012 den paralymischen Sportler*innen applaudierte, den olympischen Spielen jedoch zuvor ferngeblieben war. Auch die technische Entwicklung der Rollstühle und Hand-Bikes spielt für den Fortschritt dieses Sport eine tragende Rolle. Heinz Frei bezeichnet den Rollstuhl als seinen «Schuhersatz», der ihm ein neues Leben ermöglicht und sein Selbstwertgefühl stärkt. Die paralympischen Spiele 2020 in Tokio, die auf 2021 verschoben wurden, wären bereits Freis 10. paralympische Spiele gewesen!

Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung, geründet 1975 von Dr. Med. Guido A. Zäch, leistet seither ebenso einen grossen Beitrag zur Integration von querschnittsgelähmten Menschen, indem sie Perspektiven für ein selbstbestimmtes Leben aufzeigt; zum Beispiel mit der Förderung des Breiten- und Spitzen-Rollstuhlsports in der Schweiz, wie Heinz Frei betont.

Gelungene Veranstaltung

Mit seinem Online-Vortrag hat Heinz Frei es trotz physischer Distanz geschafft, eine echte, persönliche Verbindung zum Publikum herzustellen. Die 25 Teilnehmer*innen am ersten Online-Brown-Bag-Lunch der HfH lernten Heinz Frei nicht nur als motivierten und erfolgreichen Sportler kennen sondern auch als nahbaren Mann mit Visionen und nicht zuletzt als Vater von zwei Kindern.

Der Brown-Bag-Lunch Diversity ist die Veranstaltungsreihe der Stabstelle Gleichstellung & Diversity der HfH und bietet ein öffentliches, niederschwelliges Angebot zur Sensibilisierung von Student*innen und Mitarbeiter*innen der HfH sowie Interessent*innen aus dem Hochschulkontext. Namhafte Referent*innen nehmen am Brown-Bag-Lunch aktuelle Themen auf und diskutieren diese mit dem Publikum. Wir sind offen für Themenvorschläge, schicken Sie diese gerne an diversity [at] hfh.ch (diversity[at]hfh.ch E-Mail an Diversity)class=«mail» title=«E-Mail an Diversity»

Autorinnen: Chantal Deuss, lic. rer. soc., Gleichstellung, Diversity & Publikationen, HfH und Susan C. A. Burkhardt, Dr. phil., Wissenschaftliche Mitarbeiterin, HfH.