Ein Spiel erfinden

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Die Unterstufenklasse des Primarschulhauses Allee erlebte anfangs Februar eine Spielewoche. An einem Vormittag wurde ihnen «Monza» vorgestellt. «Monza» ist die Bezeichnung eines Projekts, bei dem die systemische Spielpädagogik mit mathematischer Bildung kombiniert wird. Gruppen von Kindern entwickeln in Anlehnung an das Leiterlispiel eigene Rennbahnen, Strassen oder Spielfelder.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt

Zu Beginn erarbeiteten die Kinder ihr eigenes Spiel in Grossformat mit Rennautos, Tieren oder anderen Spielfiguren. Dabei konnten sie ein Spielfeld nach eigenem Gutdünken aufbauen. Je nach Leistungsstand wurde im entsprechenden Zahlenraum gearbeitet. Einige Gruppen stellten eigene Auftragskarten her oder machten Spielfelder mit mehreren Bahnen.

Auch die Spielregeln, die Organisation des Spiels und Weiteres können von den Kindern erarbeitet werden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Lehrperson wirkt als Lerncoach mit. Sie unterstützt die Schülerinnen und Schüler bei praktischen Problemen und sie hat die Aufgabe, die Ideen der Kinder kritisch und metakognitiv zu befragen, damit die Kinder wichtige Punkte erkennen und einplanen. Die Begeisterung der Kinder war gross und grossartige Ideen haben zur Weiterarbeit angeregt. In einem nächsten Schritt mussten sich die Kinder überlegen, wie sie ihr grosses Spiel auf ein A3 Papier bringen können. Ausserdem wurde über Zusatzmaterial wie Spielkarten, Spielfiguren, Spielanleitung und dessen Verpackung nachgedacht. Am Schluss sollte jede Gruppe ein laminiertes Spielfeld inklusive vollständigem Zusatzmaterial präsentieren können.

Planungsschritte

Bei diesem Projekt wurden die Kinder von der Figur «Felix der Rabe» in der Handlungsplanung unterstützt. Schritt für Schritt hat sie der Rabe mit Signalkarten durch die einzelnen Projektphasen begleitet. Zu Beginn bekamen die Kinder den Auftrag, ihr Spielfeld auf ein A3 Papier zu skizzieren. Anschliessend haben sich die Kinder verschiedene Spiele und Spielanleitungen angeschaut. Sie sollten erkennen, dass sie bereits sehr viele Erfahrungen gesammelt haben und etwas Ähnliches aus anderen Spielen bereits kennen. Nach der Aufgabenverteilung in den Gruppen konnte mit der Feinarbeit gestartet werden. Immer wieder mussten Arbeitsschritte überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Zu Beginn der Lektion hat die Klasse die Planungsschritte repetiert. Am Schluss der Lektion wurde jeweils ausgetauscht, wo die Gruppen in der Arbeit stehengeblieben sind. Zudem wurde der nächste Schritt für die kommende Lektion mündlich abgemacht. Die einzelnen Schritte der Handlungsplanung von Felix wurden im Schulzimmer gut sichtbar aufgehängt.

Fazit

Es war schön zu erkennen, wie die Kinder ihrem Niveau entsprechend arbeiten konnten. Sie lernten gegenseitig, diskutierten miteinander und es war sehr viel Motivation vorhanden. Die Kreativität wurde ungehindert ausgelebt, und immer wieder wurden die Spielregeln verändert, angepasst und/oder erweitert. Das Spiel musste auch immer wieder getestet werden – dann zeigte sich, ob es sinnvoll aufgebaut und überhaupt spielbar ist.

Für die Lehrpersonen war das Projekt spannend und aufschlussreich. Es konnte besonders beobachtet werden, was die Kinder können, wo sie stehen, was sie mitbringen und woran weitergearbeitet werden kann. Das Lehren und das Lernen waren ganzheitlich und bedeutungsvoll. Die Lehrpersonen und die Kinder profitierten gegenseitig. Das Konstruieren, das Regeln und das Spielen integrierte beziehungshaltige Arithmetik. Arithmetisches Wissen wurde implizit angewendet. Die Lehrpersonen ihrerseits gewannen in den freien Beobachtungen Einsicht in Erfahrungen, welche in kommenden Schulstunden explizit mathematisiert werden können. Auch in weiteren Fachbereichen konnten aufschlussreiche Erkenntnisse für die Weiterarbeit entnommen werden. Bestimmt hört der Rabe Felix aufmerksam zu, weil auch er Mathematiker werden möchte.

Autorinnen: Michelle Scherer und Tabea Nadler, Lehrerinnen Primarschule Allee

Der Artikel ist erschienen in «Schule aktuell», Stadt Wil, 2021/1, Magazin: Kreative Schule.

Projekt «Monza»

Das Projekt «Monza» wurde im Frühsommer 2020 an der HfH vorgestellt. Das Monza-Gesellschaftsspiel ist vielseitig und anpassungsfähig. Die Spielanlage und die Regeln gehören den Spielerinnen und Spielern. Im Wahlmodul Nr. 134 «Entwicklungsförderung» werden neue Unterlagen und Erfahrungen zum Monza-Gesellschaftsspiel vermittelt. Das Spiel- und das Mathematisierungsprojekt kann auch in der Weiterbildung auf Anfrage kennengelernt werden. Ein ausführlicher Bericht ist in den HfHnews im September 2020 erschienen. Weiter zum Bericht