Inklusives Experimentieren in der MINT-Bildung

Antrittsvorlesung

Kinder und Jugendliche mit heilpädagogischem Förderbedarf verlieren zum Teil den Anschluss in der MINT-Bildung. Um dies zu verhindern, muss der Unterricht angepasst werden.

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Daniela Nussbaumer Titel Prof. Dr.

Funktion

Professorin für MINT-Lernen und -Lernentwicklung unter erschwerten Bedingungen

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – das sind vier Schwergewichte. «Der MINT-Bereich durchdringt fast alle Facetten des modernen Lebens und ist der Schlüssel zur Bewältigung vieler aktueller und zukünftiger Herausforderungen der Menschheit» sagt Daniela Nussbaumer zum Auftakt ihrer Antrittsvorlesung «Die Bedeutung einer inklusiven MINT-Bildung». Sie benennt im selben Atemzug aber auch das Problem: «Kinder und Jugendliche mit heilpädagogischem Förderbedarf werden oft schon in der Mittelstufe von MINT-Inhalten ferngehalten.»

Der Grund: Der Unterricht ist nicht auf deren Fähigkeiten ausgerichtet, etwa weil er zu kopflastig ist, die Sprache zu abstrakt, die Abläufe nicht nachvollziehbar. Dies sei zwar vor allem in den USA festzustellen, müsse aber auch in der Schweiz genau beobachtet werden. Inklusive MINT-Bildung bedeutet, den Unterricht so zu gestalten, dass Schülerinnen und Schüler mit heilpädagogischem Förderbedarf gar nicht erst ausgeschlossen werden.

Was heisst das genau? Daniela Nussbaumer führt dies am Beispiel des inklusiven Experimentierens für Kinder mit einer Hörschädigung aus. Solche Unterrichtseinheiten sollten mindestens durch drei Merkmale geprägt sein. Erstens: Visualisierung. «Piktogramme, Abbildungen und Zeichnungen sowie Anschauungsmodelle können helfen, Denkmodelle zu entwickeln und Fehlvorstellungen zu verhindern», fasst sie zusammen. Zweitens: Sprachförderung. «Häufig besteht eine Diskrepanz zwischen den Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler zum eigenständigen Lesen und Verstehen und den umfangreichen textbasierten Informationen», sagt Nussbaumer. «Die Fachpersonen müssen deshalb eigene, sprachlich optimierte Unterrichts- und Fördermaterialien erstellen.» Drittens: Strukturierung. «Zu Beginn der Unterrichtseinheit sollten die Aufgaben vorwiegend geschlossen sein, mit der Zeit dann nach dem Prinzip des Scaffoldings zunehmend geöffnet werden.»

Im Rahmen ihrer Professorenstelle für MINT-Lernen und -Lernentwicklung unter erschwerten Bedingungen wird Daniela Nussbaumer diesen und andere Bereiche näher unter die Lupe nehmen. Welche Ziele sie dabei verfolgt und woran sie sich in drei Jahren messen lassen will, erzählt sie im nachfolgenden Video-Interview. Moderator ist Dominik Gyseler.

Video-Interview mit Prof. Dr. Daniela Nussbaumer

Video-Abspann in Textform

Die Bedeutung einer inklusiven MINT-Bildung

  • Daniela Nussbaumer, Prof. Dr.
  • Interview zur Professorenstelle für die berufliche Integration von Jugendlichen mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen
  • Gesprächsführung: Dominik Gyseler, Dr., HfH Wissenschaftskommunikation
  • Konzeption und Regie: Steff Aellig, Dr., HfH Wissenschaftskommunikation und Dominik Gyseler, Dr., HfH Wissenschaftskommunikation
  • Produktion: Beni Schafheitle, pixair.ch

«Die Bedeutung einer inklusiven MINT-Bildung» lautete der Titel der Antrittsvorlesung zur Professorenstelle von Prof. Dr. Daniela Nussbaumer. Die HfH-Veranstaltung fand am 2. Juni 2021 in digitaler Form statt.

Autoren: Dominik Gyseler, Dr. und Steff Aellig, Dr., HfH-Wissenschaftskommunikation