Bewegungs- und Sprachförderwoche 2019

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Neun Kinder mit Trisomie 21 übten sich während der Förderwoche in ihren sprachlichen und motorischen Fähigkeiten – und reisten dabei in den Regenwald und an den Strand.

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Viele Gedanken gehen Kindern wie auch Eltern vor dem ersten Schultag durch den Kopf. Kinder mit Trisomie 21 haben oft noch Mühe einen Schreibstift richtig zu halten oder eine Schere richtig zu bedienen. Lange Sätze und die Aussprache fallen einigen noch schwer. Um auch sie für den Schul- oder Kindergartenstart vorzubereiten, findet die Bewegungs- und Sprachförderwoche für Kinder mit Trisomie 21 (BuS21) statt. Förderung durch Spass und Spiel in der Gruppe. Bereits seit sechs Jahren bieten die Dozentinnen Christina Arn (Logopädie) und Susanne Störch Mehring (Psychomotoriktherapie) den Studierenden im Rahmen eines Wahlmoduls die Möglichkeit, fachübergreifend mit Kindern zu arbeiten und im Studium Erlerntes anzuwenden.

In der letzten Sommerferienwoche besuchten neun Vier- bis Siebenjährige Kinder während fünf Stunden täglich den Kurs. Die diesjährige Förderwoche stand unter dem Thema Reise in den Regenwald und Strand. So hiess es zunächst spielerisch seinen Koffer zu packen und den Pass bereitzuhalten. Damit konnten die Kinder gemeinsam mit ihren Patinnen – jedes Kind hat während der Woche je eine Studentin als Bezugsperson zugeteilt bekommen – losreisen und entdeckten die Vielfalt des tropischen Regenwalds und des Meeres.

Liebevoll gestaltete Räume sorgten bei den Kindern, Studierenden und teilweise sogar auch bei den HfH-Mitarbeitenden für Ferienstimmung. Affen aus Papier hingen an Palmen am Fenster und beobachteten das Geschehen im Raum. Gegenüber an der Wand trieben Papierschiffchen auf dem Meer. Hindernisläufe im Gang sowie eine kleine Badeoase im Foyer zeugten von einer ungewöhnlichen Woche an der HfH.

Interview mit der Co-Projektleiterin Christina Arn

Christina Arn ist Dozentin mit Schwerpunkt Linguistik, Psycholinguistik insbesondere Spracherwerb, Logopädie bei Menschen mit geistiger Behinderung, Kindersprache. Sie arbeitet am Institut für Behinderung und Partizipation an der HfH.

Wie entstand die Idee zum BuS21?

Den Impuls gab damals die Elternorganisation Insieme 21. Sie fragten an, ob ein Förderkurs explizit für Kinder mit Trisomie 21 möglich wäre. Von Anfang an war klar, dass die beiden Studiengänge Logopädie und Psychomotoriktherapie ein gemeinsames Angebot machen wollten, an welchem Studierende teilnehmen können. Inzwischen ist BuS21 ein ständiges Wahlmodul im BA-Studium für LOG und PMT. Denkbar wäre auch eine spätere Ausweitung auch auf Kinder mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen.

Welche Ziele hat die Bewegungs- und Sprachförderwoche für Kinder mit Trisomie 21?

Die meisten Kinder sind kurz vor dem Eintritt in den Kindergarten oder die erste Klasse. Die Förderwoche setzt Schwerpunkte in den Bereichen Sprache und Motorik, die bei Kindern mit Trisomie 21 als Risikofaktoren gelten. Ziel ist es, die Kompetenzen zu stärken und den Kindern eine gewisse Sicherheit in diesen Bereichen mitzugeben. Die Förderwoche arbeitet präventiv sowie fördernd, aber nicht therapeutisch. Wie in der Schule oder auch im Kindergarten gibt es primär ein Angebot an die Gruppe, welches dann, bezogen auf die Bedürfnisse der einzelnen Kinder angepasst wird.

Welche Schwerpunkte werden in der Projektwoche behandelt?

Schwerpunkte sind Prävention und Förderung im Hinblick auf den Kindergarten- und Schuleintritt. Das sind im Bereich Psychomotorik: Koordinative Fähigkeiten (Gleichgewicht), Körpertonus, Fein- und Graphomotorik. Im Bereich Logopädie: Semantik-Lexik, Schriftsprache und kommunikative Fähigkeiten sowie übergreifend soziale Fähigkeiten.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Studierenden?

Die Studierenden kommen aus den Bereichen Logopädie und Psychomotorik und erhalten in den ersten Monaten des Jahres eine Einführung in das Thema Trisomie21 aber vor allem auch in die jeweiligen Förderbereiche des anderen Bereichs. Ab Juni bereiten sie die Projektwoche inhaltlich vor und lernen an einem «Kennenlern-Nachmittag» die Kinder und Eltern kennen. Die fachlichen und inhaltlichen Vorbereitungen werden ausführlich mit der Leitung besprochen. Während der Projektwoche wird in der täglichen Supervisionssitzung alles gemeinsam nachbesprochen. Auch während der Durchführung der einzelnen Teile erhalten die Studierenden, falls nötig, Beratung und Unterstützung. Die Studierenden leisten sehr viel, sind hochkonzentriert und engagiert. Es macht grossen Spass mit ihnen zu arbeiten.

Wie erleben Eltern die Weiterentwicklung ihrer Kinder während der Woche? Was ist ihr Feedback?

Wir freuen uns natürlich, dass wir immer sehr gute Rückmeldungen erhalten, nicht nur von den Eltern, sondern auch von heilpädagogischen Fachpersonen, die die Kinder begleiten. Die Eltern fragen am Ende meist, ob sie sich schon für das kommende Jahr anmelden können.

Wird das Konzept von BuS21 heute bereits auch anderswo verwendet?

Ruth Ledergerber, eine ehemalige Logopädie-Studentin, die das erste BuS21 mitgemacht hat, führt nun im Schulhaus Freiestrasse in Zürich ein ähnliches Projekt durch. Zusammen mit einer PMT-Fachperson bietet sie vor den Herbstferien eine Projektwoche für eine andere Zielgruppe im zweiten Kindergarten an. Dies zeigt den Transfer eines innovativen Lehrprojektes in die Praxis.

Autorin/Interview: Nora Kasper, BSc, Kommunikation, HfH und Christina Arn, lic. phil., Dozentin, HfH

HfHnews September 2019

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Fakten

  • Erscheinungsweise ca. sechs Mal jährlich
  • Inhalt Hausmitteilungen der HfH
  • Adressaten Mitarbeitende, Studierende, Hochschulrat und Interessierte
  • Verantwortlich Prof. Dr. Barbara Fäh, Rektorin der HfH
  • Redaktion Sabrina Demergi, MSc Sabine Hüttche