Beziehungen stärken, Verhaltensauffälligkeiten mindern, Tagung

Kategorie Event

Verhaltensauffälligkeiten entstehen in Beziehungen. An der Tagung werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Beziehungsprozesse in herausfordernden Situationen verstanden und förderlich gestaltet werden können.

Leitung und Kontakt

Pierre-Carl Link Titel Prof.

Funktion

Professor für Erziehung und Bildung im Feld sozio-emotionaler und psychomotorischer Entwicklung

Alex Neuhauser Titel Dr. phil.

Funktion

Senior Researcher

Überblick

Die Beziehungsqualität gilt als wichtiger Faktor für den Erfolg therapeutischer und pädagogischer Praxis. Besonders im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten wird die Beziehung zwischen Professionellen und Schüler:innen oftmals auf die Probe gestellt. Die Tagung unterstützt Sie in Ihrer pädagogischen oder therapeutischen Arbeit durch bindungs- und mentalisierungsorientierte Reflexion und das Erschliessen neuer Handlungsmöglichkeiten – um Beziehungen zu stärken und Verhaltensauffälligkeiten zu mindern.

Fakten

  • Datum: 23. März 2024
  • Uhrzeit: 09.00–16.30 Uhr
  • Ort: HfH, Zürich oder Online
  • Anmeldeschluss: 25. Februar 2024
  • Kosten:
    • 280 CHF vor Ort (inkl. Verpflegung) => ausgebucht
    • 140 CHF Online

Diese Tagung ist ein Anlass des Instituts für Verhalten, sozio-emotionale und psychomotorische Entwicklungsförderung.

Zielgruppen

Die Tagung richtet sich an Praktikerinnen und Praktiker aus heilpädagogischen, pädagogischen und therapeutischen Arbeitsbereichen – z. B. Kindergarten, (Sonder-)Schulen, Wohneinrichtungen – in denen mit Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensauffälligkeiten gearbeitet wird. Weitere Adressaten sind Schulleitungen, Schulpsychologinnen und -psychologen, Schulbehörden sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Kantonen und Gemeinden.

Ziele und Nutzen

Die Tagung verfolgt das Ziel, Möglichkeiten für den Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten über die Beziehungsgestaltung aufzuzeigen. Im Fokus stehen die für die Praxis bedeutsamen Konzepte Bindung und Mentalisieren.

  • Die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer kennen den Zusammenhang zwischen Beziehung und Verhalten.
  • Sie lernen einen bindungs- und mentalisierungsorientierten Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten.
  • Sie reflektieren Ihre eigene Haltung und Ihre Handlungsweisen, um Ihre Beziehung zu verhaltensauffälligen Schülerinnen und Schülern professionell zu gestalten.

Programm am 23. März 2024

Vor Ort an der HfH

  • 08.30–09.00 Uhr, Empfang mit Kaffee und Gipfeli
  • 09.00–09.15 Uhr, Kultureller Beitrag von Martina Hügi
  • 09.15–09.30 Uhr, Begrüssung durch Barbara Fäh, Prof. Dr., Rektorin HfH und Dennis Christian Hövel, Prof. Dr., HfH
  • 09.30–10.15 Uhr, Referat 1: Auch schwierige Menschen sind einzigartig: Beziehungsaufnahmen unter erschwerten Bedingungen, Allan Guggenbühl, Prof. Dr., Institut für Konfliktmanagement
  • 10.15–11.00 Uhr, Referat 2: Bindungsgeleitete Interventionen im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten, Henri Julius, Prof. Dr., Universität Rostock
  • 11.00–11.30 Uhr, Erfrischungspause
  • 11.30–12.30 Uhr, 1. Workshop-Durchführung
  • 12.30–13.30 Uhr, Stehlunch
  • 13.30–14.30 Uhr, 2. Workshop-Durchführung
  • 14.35–14.50 Uhr, Kultureller Beitrag von Martina Hügi
  • 14.50–15.20 Uhr, Erfrischungspause
  • 15.20–16.05 Uhr, Referat 3: Mentalisierende Interaktionsgestaltung als Basis für gelingende Interaktionsprozesse, Maria Diez-Grieser, Dr. phil.
  • 16.05–16.15 Uhr, Schlussworte von Pierre-Carl Link, Prof., HfH und Alex Neuhauser, Dr. phil., HfH
  • 16.15–16.30 Uhr, Kultureller Beitrag von Martina Hügi

Live-Streaming

Referate

Referat 1: Auch schwierige Menschen sind einzigartig: Beziehungsaufnahmen unter erschwerten Bedingungen, Allan Guggenbühl, Prof. Dr.

Viele verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche lassen sich von wohlgemeinten Appellen, Ermahnungen und Sanktionen nicht beeindrucken. Sie wirken uneinsichtig und sind in ihrer Renitenz gefangen. Was versteckt sich hinter dem coolen Auftritt oder der provokativen Indifferenz? Gelingt es, mit einem Jugendlichen in Bezug zu treten und gar eine Beziehung aufzunehmen, lässt der Widerstand nach und die Chance einer Verhaltensänderung steigt. Oft kommen grosse Verletzlichkeiten und eine Orientierungslosigkeit zum Vorschein. Wie tritt man jedoch mit Jugendlichen in Kontakt? Im Referat wird auf die Bedeutung der Beziehung eingegangen und dargestellt, welche Bedingungen und welches eigene Verhalten eine Beziehungsaufnahme erleichtern.

Allan Guggenbühl, Prof. Dr., Psychologe FSP; jung'scher Psychotherapeut; Leiter des Instituts für Konfliktmanagement und Mythodrama in Zürich; Psychotherapeut in freier Praxis und Konfliktberater; Autor zahlreicher Fachbücher zu den Themen Erziehung, Gewalt, Männer und Schule.

Referat 2: Bindungsgeleitete Interventionen im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten, Henri Julius, Prof. Dr.

Entwicklung vollzieht sich in Beziehungen. Wenn die Beziehungen zwischen Kindern und Jugendlichen sowie ihren Fürsorgepersonen nicht gelingen, ist die weitere sozial-emotionale und kognitive Entwicklung stark gefährdet. Um die Zementierung missglückter Beziehungsmuster in der Schule zu verhindern und stattdessen entwicklungs- und lernfördernde Beziehung aufzubauen, wurde das CARE-Programm entwickelt.

Ziel dieser bindungsgeleiteten Interventionen ist es, die pädagogischen Beziehungen zu Kindern und Jugendlichen so zu gestalten, dass sie den bisherigen Beziehungserfahrungen widersprechen und die Entwicklung gesunder Beziehungskonzepte fördern. Evaluationsergebnisse zeigen, dass der Aufbau einer entwicklungsfördernden Beziehung fast immer möglich ist, und dass diese Beziehung die weitere Entwicklung der Kinder und Jugendlichen massgeblich positiv beeinflusst.

Henri Julius, Prof. Dr., Universität Rostock, Lehrstuhl Pädagogik mit dem Förderschwerpunkt sozial-emotionale Entwicklung, Institut für Sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation; Direktor des Instituts für Bindungsgeleitete pädagogische Interventionen, Autor verschiedener Bücher zu bindungsgeleiteter Pädagogik.

Referat 3: Mentalisierende Interaktionsgestaltung als Basis für gelingende Interaktionsprozesse, Maria Teresa Diez Grieser, Dr. phil.

Mentalisieren ist ein Schlüsselprozess in der Arbeit mit belasteten Kindern und Jugendlichen. Diese haben oftmals in der frühen Kindheit wenig resonante, passende Beziehungserfahrungen machen können. Sie weisen deshalb im affektiven und interrelationalen Bereich teilweise grosse Schwierigkeiten auf, die in Form von dysfunktionalen Verhaltensweisen sichtbar werden. In pädagogischen und therapeutischen Kontexten können diese Kinder «korrigierende» Beziehungserfahrungen machen, in denen sie als Subjekte wahrgenommen und validiert werden. Dafür sind allerdings sich selbst reflektierende Fachkräfte nötig, deren Mentalisierung in den Institutionen und Organisationen unterstützt wird.

Maria Teresa Diez Grieser, Dr. phil., Psychotherapeutin FSP; Psychoanalytische Psychotherapeutin und Supervisorin EFPP / PSZ

Workshops (nur vor Ort)

Workshop 1: Auch schwierige Menschen sind einzigartig: Beziehungsaufnahmen unter erschwerten Bedingungen, Allan Guggenbühl, Prof. Dr.

Im Workshop werden Strategien und Bedingungen, die bei der Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen weiterhelfen, vorgestellt. Eigene persönliche Voraussetzungen für die Beziehungsgestaltung werden besprochen. Anhand von Fallbeispielen werden ausserdem die Chancen und Grenzen der Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen aufgezeigt.

Allan Guggenbühl, Prof. Dr., Psychologe FSP; jung'scher Psychotherapeut; Leiter des Instituts für Konfliktmanagement und Mythodrama in Zürich; Psychotherapeut in freier Praxis und Konfliktberater; Autor zahlreicher Fachbücher zu den Themen Erziehung, Gewalt, Männer und Schule.

Workshop 2: Dysfunktionale Beziehungsmuster erkennen und verändern, Henri Julius, Prof. Dr.

Aufbauend auf dem Hauptreferat wird im Workshop der Ansatz der bindungsgeleiteten Arbeit mit beziehungstraumatisierten Schülerinnen und Schülern vertieft. Eine zentrale Funktion der Bindung ist die Regulation von Stress. Lehrkräfte reagieren auf den Stress der Kinder, bzw. deren stressauslösendes Verhalten, häufig ebenfalls mit Stress, so dass es zu einer Synchronisation der Stress-Systeme zwischen Kind und Bezugsfigur kommt. Da genau diese Synchronisation den unsicheren Bindungsmustern, bzw. dem desorganisierten Bindungsmuster, zugrundeliegt, reetabliert sich so die neurobiologische Basis dieser Muster. Im Workshop werden Techniken vorgestellt, mittels derer sich dieser Zyklus durchbrechen lässt.

Henri Julius, Prof. Dr., Universität Rostock, Lehrstuhl Pädagogik mit dem Förderschwerpunkt sozial-emotionale Entwicklung, Institut für Sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation; Direktor des Instituts für Bindungsgeleitete pädagogische Interventionen, Autor verschiedener Bücher zu bindungsgeleiteter Pädagogik.

Workshop 3: Mentalisieren bei belasteten Kindern und Jugendlichen fördern, Maria Teresa Diez Grieser, Dr. phil.

Die Fähigkeit zu Mentalisieren ist ein Resilienzfaktor, der Kinder und Jugendliche mit Belastungen und Entwicklungsschwierigkeiten unterstützen kann. Im Workshop werden verschiedene Interventionen, die Mentalisieren bei Kindern und Jugendlichen fördern, vorgestellt und anhand kurzer Fallvignetten diskutiert.

Maria Teresa Diez Grieser, Dr. phil., Psychotherapeutin FSP; Psychoanalytische Psychotherapeutin und Supervisorin EFPP / PSZ

Workshop 4: Entwicklung statt Verwicklung: Die Bedeutung der Bindung für den Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten in der Schule, Peter Schernhardt, Dr. rer. nat. Mag. phil.

Kindliche Verhaltensweisen, gerade auch im schulischen Setting, sind oft herausfordernd und nicht immer leicht zu verstehen. Das hat damit zu tun, dass Beziehungserfahrungen von klein auf verinnerlicht werden und das Erleben und Verhalten sowohl von pädagogischen Fachpersonen wie auch von Schülerinnen und Schüler unbewusst prägen – insbesondere in herausfordernden Situationen. Ziel des Workshops ist, solche Beziehungsdynamiken besser zu verstehen. Im Fokus steht die Funktion von herausforderndem Verhalten, die mittels Praxisbeispielen beleuchtet wird und Möglichkeiten eröffnet, über Beziehung und Bindung produktive Zugänge zu Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten zu finden.

Peter Schernhardt, Dr. rer. nat. Mag. phil., Fachpsychologe für klinische Psychologie und Psychotherapie; Psychotherapeut / Psychoanalytiker in eigener Praxis

Workshop 5: Beziehungskompetenz im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten, Jürg Frick, Prof. Dr.

Gute Beziehungen zwischen Lehrperson und Schülerinnen und Schülern sowie die erfahrene Zugehörigkeit zur Klasse und zur Schule haben einen grossen Einfluss auf das Wohlbefinden, die Lernmotivation und den Schulerfolg, aber auch auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Lehrpersonen. Im Schulalltag stören Schüler:innen den Unterricht unter anderem mit Reinrufen, verweigern ihre Mitarbeit, sind nicht motiviert, passiv, entmutigt und vieles mehr.

Was tun? Das Verständnis der wichtigsten Hintergründe sowie der häufig unbewussten Verhaltensziele bietet Wege für einen konstruktiven Umgang in der Schule. Wir besprechen dazu konkrete Beispiele und sinnvolle Möglichkeiten als ‘beziehungskompetente’ Lehrperson.

Jürg Frick, Prof. Dr., Pädagogische Hochschule Zürich, emeritiert, seither freier Mitarbeiter an der PH Zürich; Psychologe FSP; eigene Beratungspraxis und Seminartätigkeit; Autor verschiedener Bücher

Workshop 6: Banking Time: Ein beziehungsorientierter Umgang mit auffälligem Verhalten, Lars Mohr, Dr. phil., Alex Neuhauser, Dr. phil.

Der Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen ist nach wie vor für viele Lehrpersonen ein Schlüsselproblem: Es erschwert in der Regel nicht nur das Lernen der Schülerinnen und Schüler, sondern belastet auch ihre Beziehung zu den Lehrpersonen. Hier setzt die Interventionsmethode «Banking Time» an: Sie trägt zur Stärkung der Beziehung bei und hilft Verhaltensauffälligkeiten wirksam zu begegnen. Im Workshop wird aufbauend auf der Bindungstheorie in die Banking Time eingeführt. Dabei lernen Sie das Konzept sowie Anwendungsmöglichkeiten kennen.

Lars Mohr, Dr. phil., Dozent (Senior Lecturer), Institut für Behinderung und Partizipation und Alex Neuhauser, Dr. phil. Dozent (Senior Researcher), Institut für Verhalten, sozio-emotionale und psychomotorische Entwicklungsförderung beide an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik

Workshop 7: Bindungsmuster und Schule, Schulpsychologischer Dienst (SPD) Stadt Zürich

Schule braucht Beziehung, Lernen braucht Vertrauen. Die emotionale Seite des Lernens ist einer der stärksten Erfolgsfaktoren für guten Unterricht und den Lernerfolg der Kinder. Wenn Verhaltensauffälligkeiten entstehen, sind Bindungsmuster ein wichtiger Erklärungsansatz für schwieriges Verhalten.

Der Workshop geht auf die Auswirkungen unterschiedlicher Bindungserfahrungen der Kinder ein und wie man als Lehrperson darauf reagieren kann. Was unterscheidet Rabe, Henne, Igel und Drache voneinander? Und wann geht es dem Fuchs und dem Küken gut? Mit Hilfe von Tierfiguren werden die Bindungsmuster von Kindern veranschaulicht und daraus pädagogische Strategien hergeleitet und unter den Teilnehmenden ausgetauscht. Weil Lehrpersonen selbst Bindungserfahrungen mitbringen, die ihr professionelles Handeln beeinflussen, wird auch Gelegenheit zur persönlichen Auseinandersetzung und Reflexion gegeben.

Schulpsychologischer Dienst (SPD) Stadt Zürich, Catrina Hew, Schulpsychologin SPD Zürich – Zweigstelle Glattal; Denise Niederhauser, Schulpsychologin SPD Zürich - Zweigstelle Waidberg

Anmeldung und Durchführung

Die maximale Anzahl an Teilnehmenden ist erreicht. Anmeldungen für diese Tagung können wir leider nicht mehr entgegennehmen. 

Die Referate und Workshops finden vor Ort an der HfH statt. Online übertragen werden nur die Referate. 

Während der Veranstaltung können vor Ort Foto- und Videoaufnahmen gemacht werden, die von der HfH veröffentlicht werden können. Sollten Sie damit nicht einverstanden sein, wenden Sie sich bitte am Tag der Veranstaltung an den Fotografen / die Fotografin.

Wir freuen uns darauf, Sie im März 2024 bei der Tagung begrüssen zu dürfen!

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