Rückblick HfH-Tagung: Menschen mit Behinderung in der Welt von morgen

Kategorie Medienmitteilung

Der Gesellschaft stehen mächtige tektonische Verschiebungen bevor. Die grossen Blöcke heissen neue Technologien, Industrie 4.0, Mobilität oder Fitness im hohen Alter. Doch was bedeutet das für Menschen mit einer Behinderung?

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Sabine Hüttche Titel MSc

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Leiterin Hochschulkommunikation

Auf der einen Seite tun sich förmlich neue Welten auf. Alireza Darvishy von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, selber seit einem Unfall als Jugendlicher stark sehbehindert, stellte assistierende Technologien für Menschen mit einer Seh- und Hörbehinderung vor. Dabei zeigte er auch zukünftige Produkte – wie etwa intelligente Sonnenbrillen, die den Träger nicht nur darauf hinweisen, wenn auf der Parkbank schon jemand sitzt, sondern ihm auch verraten, wie alt diese Person etwa ist, wie sie aussieht und welche Emotionen vom Gesicht abzulesen sind.

Guido Kempter von der Fachhochschule Vorarlberg berichtete seinerseits über den Gewinn an Mobilität und Autonomie mittels automatischen Herdabschaltungen, visuellen Türklingeln oder Sharing-Plattformen. Der Tenor: Die Möglichkeiten sind faszinierend, beeindruckend, stimmen optimistisch, teilweise gar euphorisch. Eine Erfolgsgeschichte also? Nicht nur. Denn auf der anderen Seite drohen wirtschaftliche und gesellschaftliche Erschütterungen.

So ersetzt die Maschine gemäss Stephan Böhm von der Universität St. Gallen zunehmend den Menschen, wie an den Selfscan-Automaten in Migros und Coop zu sehen ist. Menschen mit Behinderungen, die automatisierbare Arbeiten ausführen, werden dadurch zunehmend aus der Arbeitswelt gedrängt. Und auch im Rentenalter sind die Folgen spürbar: Fitte Seniorinnen und Senioren hängen jene ab, die mit den gestiegenen Leistungserwartungen nicht Schritt halten können, wie François Höpflinger von der Universität Zürich ausführte.

Um das vorherige Beispiel aufzunehmen: Das sind genau jene Personen, die mit dem Self-Scanner an der Bezahlstation eben nicht umgehen können. Diese tektonischen Verschiebungen verändern unser Verständnis von Behinderung in verschiedenster Weise. Sinnes- und Körperbehinderungen werden mittels technologischer Entwicklungen zunehmend korrigiert und kompensiert. Die Umwälzungen in der Arbeitswelt führen auch bei Menschen mit Behinderung zu Gewinnern und Verlierern.

Im Alter ist eine neue Gruppe von Behinderung bedroht. Und manchmal tun sich sogar Möglichkeiten zur Innovation auf: So könnten sich Personen mit einer geistigen Behinderung, die sozial aufgeschlossen, kommunikativ und kontaktfreudig sind, im Rahmen der Industrie 4.0 neue Nischen erschliessen – zum Beispiel als Helfer in Kindergärten oder Schulen. Die HfH will diese Entwicklungen einordnen, antizipieren und aktiv mitgestalten. Weil das Thema wichtig ist, haben wir die Tagung wissenschaftsjournalistisch aufbereitet. Mit Infografik, Reportage, Tagungsfilm und Interviews. Zu den Materialien

Fakten HfH

  • Gründung: 1924 als Heilpädagogisches Seminar, 2001 als Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik
  • Rektorin: Prof. Dr. Barbara Fäh
  • Personalbestand: rund 170 Mitarbeitende
  • Träger: 13 Kantone und das Fürstentum Liechtenstein
  • Präsidentin des Hochschulrates: Prof. Dr. Dorothea Christ, Chefin Hochschulamt des Kantons Zürich
  • Kernbereiche: Fünf Master- und Bachelorstudiengänge, Weiterbildung, Forschung und Dienstleistungen