Behinderung und Alter im Kanton Stadt Basel - Angebote und Angebotsentwicklung

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Der demographische Wandel betrifft auch Menschen mit Behinderung. Menschen mit Behinderungen werden heute deutlich älter als noch vor 20 Jahren. Viele Einrichtungen für Erwachsene wurden in den 1970er Jahren als sozialpädagogische Wohn- und Arbeitseinrichtungen gegründet. Für sie ist der demographische Wandel eine grosse Herausforderung. Es wird immer häufiger vorkommen, dass Personen, die viele Jahre auf einer Wohngruppe gelebt haben, dort auch ihren Ruhestand antreten und vielleicht auch in der Einrichtung sterben. Im Alter treten chronische Krankheiten und Mulitmorbidität häufiger auf, der Betreuungsaufwand wird grösser, Palliative Care wird zunehmend erforderlich.

Die Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen im Kanton Basel-Stadt stehen vor der Frage, ob sie die Begleitung, Betreuung und Pflege der Bewohnerinnen und Bewohner bis zu deren Lebensende, selbst bei schweren chronisch degenerativen Krankheiten wie bspw. Multiple Sklerose oder dementiellen Erkrankungen, selber leisten können. Hinzu kommt die Ungewissheit darüber, wie viele Personen, die bislang selbständig mit oder ohne Assistenz lebten, nun aber zunehmend älter werden, ebenfalls in eine Einrichtung der Behindertenhilfe oder der Altenpflege wechseln werden.

Mit der vorliegenden Studie soll die Ausgangslage im Kanton Basel-Stadt bezüglich dem Thema Behinderung und Alter erhoben werden, Die Ergebnisse sollen die Grundlagen für die Planung im Kanton Basel-Stadt in diesem Themenbereich bieten.

Projektleitung

Monika Wicki Titel Prof. Dr. phil.

Funktion

Professorin für Special Needs Educational Governance

Fakten

  • Dauer
    11.2016
    03.2018
  • Neue Projektnummer
    5_49

Finanzielle Unterstützung

Fragestellung

Folgende Hauptfragestellungen wurden formuliert:

  • Welcher Bedarf an Pflege- und Betreuungsleistungen besteht bei Personen mit einer lebenslangen Behinderungserfahrung im Kanton Basel-Stadt?
  • Welche spezifischen Erfahrungen haben die Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, die Spitex-Organisationen, die Alters- und Pflegeheime mit der Begleitung, Betreuung und Pflege von Menschen mit Behinderung, die älter werden, in den Ruhestand eintreten und deren Pflegebedarf sich verändert, im Kanton Basel-Stadt gemacht?
  • Welche Modelle gibt es, die eine qualitativ hochstehende Pflege und Betreuung bis zum Lebensende für Menschen mit einer lebenslangen Behinderungserfahrung im Kanton Basel-Stadt gewährleisten? Können good-practice Beispiele beschrieben werden?

Methodisches Vorgehen

Mit einer Fragebogenbefragung der Leitenden der Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderungen und der Alters- und Pflegezentren des Kantons Basel-Stadt und mit Angehörigen sowie mit geleiteten Interviews mit betroffenen Personen selber wird der Bedarf an Pflege- und Betreuungsleistungen bei Personen mit einer lebenslangen Behinderungserfahrung im Kanton Basel-Stadt erhoben. 

Ergebnisse

47,4% der Bewohnerinnen und Bewohner der Wohneinrichtungen für Erwachsene mit Behinderung im Kanton Basel-Stadt sind bereits über 50 Jahre alt. Pro Jahr werden rund 5% der Plätze in den Einrichtungen für Erwachsene mit Behinderung neu mit Personen besetzt, die bereits über 50 Jahre alt sind. Ab 65 Jahren steigt der Betreuungsbedarf der Personen mit einer lebenslangen Behinderungserfahrung deutlich an.

Viele Personen, die in die Wohneinrichtungen eintreten, kommen aus selbständigen Wohnformen oder vom Wohnen bei Angehörigen. Ein steigender Betreuungs- und Pflegebedarf führt oft zu einem Eintritt in eine stationäre Einrichtung. Doch in vielen Einrichtungen werden Personen mit Fremdaggressionen, Menschen mit komplexer bzw. schwerer und mehrfacher Behinderung, oder Personen mit Suchtverhalten nicht aufgenommen. Dies schafft hohen Aufwand für die betroffenen Personen bei der Suche nach einem geeigneten Wohnort.

Bei der Pflege und Begleitung von Menschen mit lebenslanger Behinderungserfahrung und hohem Pflegebedarf werden Kommunikation, herausforderndes Verhalten, Alltagsgestaltung sowie Schmerz und Symptomerkennung von den beteiligten Organisationen als grösste Herausforderung erlebt. Die Organisationen schätzen die Qualität ihrer Begleitung und Pflege der Personen als gut bis sehr gut ein. Dies wird von den Personen selber und den Angehörigen weitgehend bestätigt. Als hilfreich erleben alle Beteiligten die Präsenz medizinischer und sozialpädagogischer Fachpersonen, die gute Zusammenarbeit mit Angehörigen und Beiständen, klare Regelungen bei der Zusammenarbeit, Tagesgestaltung sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Publikationen