Wie wirksam ist die Psychomotoriktherapie?

Reportage

Es gibt sie, die Belege zur Wirksamkeit der Psychomotoriktherapie (PMT). Doch es braucht noch viel mehr Forschung, zeigte der PMT-Talk. Eine entscheidende Rolle könnten zukünftig kontrollierte Einzelfallstudien spielen.

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Dennis Christian Hövel Titel Prof. Dr.

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Leiter Institut für Verhalten, sozio-emotionale und psychomotorische Entwicklungsförderung / Professor

Der Nachweis der Wirksamkeit ist eine der grössten aktuellen Herausforderungen in der Psychomotoriktherapie. «Bei der Anerkennung der PMT bei Krankenkassen oder der Zulassung von Studiengängen spielt das eine zentrale Rolle», sagt Judith Sägesser, Präsidentin des Schweizer Berufsverbands. Als Forscherin an der PH Bern trägt sie ihren Teil dazu bei, hier mehr Evidenz zu haben: «Gerade der Bereich der Grafomotorik ist mittlerweile sehr gut erforscht.» Doch es ist noch viel Luft nach oben.

Eine Aufgabe besteht dabei darin, bei Fachpersonen das Bewusstsein zu schärfen, dass sie ihre Arbeit überhaupt legitimieren müssen. «Einfach zu sagen, dass man einen guten Job mache, reicht heute nicht mehr aus», ist Ariane Macchi überzeugt. Als Leiterin der Fachstelle Psychomotorik der Stadt Zürich beschäftigt sie sich eingehend mit Fragen der Qualität und Weiterentwicklung der PMT. Es sei allerdings ein «grosser Kraftakt», an solchen Untersuchungen teilzunehmen, weiss sie aus eigener Erfahrung.

In der Schweiz fehlt es vor allem an Studien mit grossen Fallzahlen, wie sie zum Beispiel die Medizin ausweisen kann. «Dort bekommt eine Gruppe A das betreffende Medikament, die Gruppe B das Placebo und dann werden an verschiedenen Messzeitpunkten die Unterschiede in der Wirkung erhoben», beschreibt Dennis Hövel das klassische Studiendesign. In der Schweiz funktioniere dieser Ansatz indes nicht: Zu klein sind die Fallzahlen, zu unterschiedlich die verschiedenen Therapieansätze. Sein Lösungsvorschlag: kontrollierte Einzelfallstudien. Diese umfassen eine häufige Messung eines Zielverhaltens, beispielsweise konzentriertes Arbeiten, bei einzelnen oder sehr wenigen Kindern. Wie das konkret funktioniert und ob das der Befreiungsschlag in der Frage der Wirksamkeit sein könnte, erfahren Sie im folgenden Zusammenschnitt des PMT-Talks.

PMT-Talk zur Frage: Wie wirksam ist Psychomotoriktherapie?

Der Online-Talk fand am 16. November 2022 statt. Die Abschlussveranstaltung des Jubiläumsjahres «50 Jahre PMT» verfolgten über 100 Teilnehmende. Herzlichen Dank an die Gäste:

  • Judith Sägesser Wyss, Präsidentin Psychomotorik Schweiz, PH Bern
  • Ariane Macchi, Fachstellenleiterin Psychomotorik, Zürich
  • Dennis Hövel, Prof. Dr., Leiter Institut für Verhalten, sozio-emotionale und psychomotorische Entwicklungsförderung

Moderation: Dominik Gyseler, Dr., und Steff Aellig, Dr., Wissenschaftskommunikation, HfH

Autoren: Steff Aellig, Dr., und Dominik Gyseler, Dr., Wissenschaftskommunikation, HfH