Unterschiedlichkeiten sind selbstverständlich und besondere Bedürfnisse normal

Kategorie Medienmitteilung

1924 wurde das Heilpädagogische Seminar in Zürich eröffnet. Für diese Gründung waren vor allem sogenannte Spezialklassenlehrer verantwortlich. Ihr Ziel war, die Arbeit mit «lerngehemmten» Kindern auf wissenschaftlicher Grundlage zu erforschen und zu lehren. In dieser Tradition steht die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. Im Jahr 2024 begeht sie mit zahlreichen Veranstaltungen ihr 100-jähriges Jubiläum und möchte mit ihrem Leitmotiv «Bildung für Alle» auf die Dringlichkeit der Inklusion aufmerksam machen.

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Kristina Vilenica Titel MA

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Besondere «heilpädagogische Klassen» für verhaltensauffällige und benachteiligte Kinder gab es in Zürich bereits um 1900. Doch wie diese Kinder zu fördern und zu unterrichten seien, war in der Ausbildung der Lehrpersonen kein Thema. Das wollten die Gründer des Heilpädagogischen Seminars (HPS) ändern. Denn sie waren nicht nur überzeugt, dass auch beeinträchtigte Kinder lernen können, sondern auch davon, dass ihre Lehrpersonen ein spezifisches Wissen brauchen: die Heil- oder Sonderpädagogik. Mit der HPS gab es in der Schweiz erstmals eine Institution, die sich mit der ganzen Breite von Behinderungen befasste und sich auf eine entsprechende Weiterbildung für Lehrpersonen der Volksschule spezialisierte.

Der ursprüngliche Fokus auf die Bildungsfähigkeit beeinträchtigter Kinder hat ein Weiterdenken ermöglicht. Im Laufe der Geschichte, vor allem in den letzten 30 Jahren, wurde der Ruf laut nach gemeinsamer Schule von Kindern mit und ohne Beeinträchtigung. Nicht mehr die Beeinträchtigung und der Umgang damit sollten im Zentrum stehen, sondern die Frage nach den gesellschaftlichen Bedingungen: Was behindert ein Kind? Wie muss das (Schul-)System gestaltet sein, damit Bildung für Alle möglich ist? Wie sieht eine inklusive Schule, wie eine inklusive Gesellschaft aus?

Die Rektorin der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH), Prof. Dr. Barbara Fäh erklärt dazu: «Bildung für Alle bedeutet eine konsequente Ausrichtung auf die Bedürfnisse und Persönlichkeitsmerkmale jedes einzelnen Kindes mit dem Ziel der höchstmöglichen Autonomie im gesellschaftlichen Leben.» Inklusion sei kein fernes Ziel, auf das wir uns zubewegen, sondern die Ausgangslage, denn die Schulen würden die Kinder und Jugendliche so empfangen, wie sie eben sind. Das System müsse mit der Unterschiedlichkeit umgehen und nicht umgekehrt, meint Barbara Fäh. Auch Kinder mit Beeinträchtigungen seien zuerst mal Kinder. Sie betont, heute wisse man aus der Forschung, dass Kinder ohne Beeinträchtigung auch von Kindern mit Beeinträchtigung lernen, zum Beispiel Toleranz und Akzeptanz des Anderseins und der Vielfalt des Lebens.

Die HfH, die in 13 Trägerkantonen und Liechtenstein verankert ist, forscht und bildet aus, damit Schule und Gesellschaft diesem hohen Anspruch gerecht werden können. Sie vermittelt den Studierenden in Aus- und Weiterbildungen das nötige Wissen und vertiefte Kompetenzen darüber, was ein Kind in seinem jeweiligen Entwicklungsstand und seiner psychosozialen Umgebung braucht. Damit leistet sie die Grundvoraussetzung einer inklusiven Schule und der «Bildung für Alle».

Gestern fand mit der Vernissage zur Festschrift «Bildung für Alle ­– 100 Jahre Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik» der Auftakt des Jubiläumsjahres statt. Zum Nachbericht

Zudem startet die HfH mit einer barrierefreien Website ins Jubiläumsjahr. Mit der Verleihung nach WCAG 2.1 AA+ wird attestiert, dass die Website der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik die konkreten Anforderungen für die Barrierefreiheit für Menschen mit visuellen, auditiven, motorischen und kognitiven Einschränkungen erfüllt. Zur News

Informationen und Kontakt

  • Weitere Informationen zum Jubiläum und den Veranstaltungen finden Sie im Top-Thema «100 Jahre HfH».
  • Antworten zu Möglichkeiten und Grenzen der inklusiven Schulung finden Sie im Dossier «Schulische Inklusion» (PDF).
  • Für Interviewanfragen können Sie sich gerne an Kristina Vilenica, Mitarbeiterin Kommunikation, wenden: kristina.vilenica [at] hfh.ch.