Einsatz von Ressourcen für heil- und sonderpädagogische Angebote in der Volksschule – Pilotprojekt

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Für die Gestaltung inklusiver Lernsettings stehen den Schulen Ressourcen, mehrheitlich in Form von Personal, zur Verfügung. Über deren Einsatz können die Schulen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben selbst entscheiden. Bis heute gibt es jedoch keine empirischen Grundlagen, wie der Umfang der Ressourcen erfasst und wie sie eingesetzt werden. Ziel des Pilotprojektes war es, den Einsatz heil- und sonderpädagogischer Ressourcen in Deutschschweizer inklusiven Volksschulen zu erfassen und Typen des Ressourceneinsatzes zu identifizieren.

Projektleitung

Monika Wicki Titel Prof. Dr. phil.

Funktion

Professorin für Special Needs Educational Governance

Fakten

  • Dauer
    03.2022
    12.2024
  • Projektnummer
    5_65

Projektteam

Ausgangslage

In inklusiven Schulen werden spezifische Ressourcen, hauptsächlich in Form von Personal, für die Unterstützung und Begleitung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen bereitgestellt. Angesichts der knapp verfügbaren Mittel sind die staatlichen Akteure gefordert, mit den bestehenden Ressourcen die angestrebten Ziele zu erreichen. Doch bislang ist nicht interkantonal vergleichbar erfasst, wie viele Ressourcen für heil- und sonderpädagogische Angeboten in den Kantonen, Gemeinden und Schulen eingesetzt werden. Um über die Grundversorgung mit Lehrkräften in inklusiven Schulen sprechen zu können, muss vergleichbar erfasst werden, wie viele Lehrkräfte in den Schulen für die besondere Unterstützung eingesetzt werden und wie sie ihre Arbeitszeit nutzen. Ziel des Projektes war es zu überprüfen, ob die eingesetzten Ressourcen für heil- und sonderpädagogische Angebote interkantonal vergleichbar erfasst werden können und Typen der Ressourcenallokation an den Schulen zu identifizieren.

Methodisches Vorgehen

Um Umfang der eingesetzten Ressourcen für heil- und sonderpädagogische Angebote vergleichbar zu erfassen und Typen der Ressourcenallokation an den Schulen zu identifizieren, wurden mehrere Erhebungen durchgeführt (Ladner, 2021; Fahrer, 2021; Foellmi, 2021; Steiger, 2021; Schmid, 2022). Einerseits wurden Schulleitende, Lehrpersonen und heilpädagogische Fachpersonen aus fünf Kantonen mit einem umfassenden Fragebogen befragt. Sie gaben Umfang, Tätigkeiten, Nutzung der Finanzierung heil- und sonderpädagogischer Angebote an. Die Daten wurden deskriptiv analysiert. Aus den Angaben von 105 Förderlehrpersonen zur Aufteilung ihrer Arbeitszeit wurde mit einer Clusteranalyse (K-Means) Typen der Ressourcenallokation identifiziert.

Ergebnisse

Durch die umfassende Befragung der Schulleitungen, Lehrpersonen und heilpädagogischen Fachpersonen konnte als interkantonal vergleichbarer Indikator für das Ausmass der eingesetzten Ressourcen die Anzahl Schülerinnen und Schüler pro Vollzeitstelle einer heilpädagogischen Fachperson in einer Gemeinde bzw. Schule identifiziert werden. Zusammen mit der Segregationsquote (Anteil Schülerinnen und Schüler in Sonderschulen) und der Förderquote (Anteil Schülerinnen und Schüler mit spezifischer Förderung) kann der Ressourceneinsatz an Schulen beschrieben werden.

Mittels Clusteranalysen konnten drei Typen von Tätigkeitsprofilen von Förderlehrpersonen identifiziert werden. Die Gruppen betätigen sich alle hauptsächlich im operativen Kern, welcher die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts sowie den Unterricht selbst umfasst. Die Clusteranalysen ergaben zudem, dass eine Gruppe von Förderlehrpersonen (n = 54) eher in der Klasse tätig ist, eine andere Gruppe (n = 29) eher in kleinen, separativen Lerngruppen, und die dritte Gruppe (n = 22), neben dem Unterricht, auch oft in Beratung und Diagnostik tätig ist. Die Ergebnisse der Studie geben Hinweise darauf, dass je nach Ressourcenverteilung an den Schulen unterschiedliche Tätigkeitsprofile von Förderlehrpersonen resultieren (Wicki & Rauber, 2024).

Fazit für die Praxis

Der Umfang der Ressourcen und die Allokation der Ressourcen sind für die Entwicklung inklusiver Schulen relevant. Die Studie zeigt auf, wie der Umfang der für die sonderpädagogischen Massnahmen eingesetzten Ressourcen trotz unterschiedlicher gesetzlicher und organisatorischer Vorgaben in den Schulen, Gemeinden und Kantonen vergleichbar erfasst und gemessen werden kann. Die Indikatoren Anzahl Schülerinnen und Schüler pro Vollzeitstelle einer heilpädagogischen Fachperson sowie die Segregationsquoten können über die Statistik der Lernenden und die Statistik des Schulpersonals für die Schulen, Gemeinden, Kantone und des Bundes berechnet werden. Um zu erfassen, wie die Ressourcen in den Schulen dann tatsächlich eingesetzt werden, können die drei Typen der Ressourcenallokation, die Aufteilung der Arbeitszeit der heilpädagogischen Fachpersonen im gemeinsamen oder separativen Unterricht sowie Beratung und Diagnostik erfasst und verglichen werden.

In weiteren Studien kann nun überprüft werden, inwiefern die Allokation der Ressourcen mit dem Umfang der eingesetzten Ressourcen sowie deren Wirkung zusammenhängt. Für eine Überprüfung der Effektivität und Effizienz des Ressourceneinsatzes muss zudem auch die Art und Weise der Finanzierung sowie der Qualität der zur Verfügung stehenden Ressourcen berücksichtigt werden. Zudem gilt es, die Outcome Variablen zu bestimmen.

Literatur

  • Bundesamt für Statistik (2024). Schulpersonal (SSP 2021/2022) und Statistik der Lernenden (2021/2022).
  • Fahrer, D. (2022). Organisation heil- und sonderpädagogischer Angebote im Kanton Bern. Deskriptive Untersuchung zum Ressourceneinsatz im Kanton Bern. Masterarbeit. Zürich: Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. https://zenodo.org/record/7330066#.Y3844H2ZPb0
  • Foellmi, S. (2022). Erhebung des Ressourceneinsatzes für (einfache) sonderpädagogische Angebote in Regelschulen im Kanton Schwyz. Masterarbeit. Zürich: Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. https://zenodo.org/record/7330048#.Y385On2ZPb0
  • Herzing, J. M. E., & Röhlke, L. (2023). ÜGK / COFO / VECOF 2024 (HarmoS 4) Field Trial, School Principal Questionnaire: Technical Report. Version 1-0. University of Bern, Interfaculty Centre for Educational Research. http://dx.doi.org/10.48350/183644
  • Kronenberg, B. (2021). Sonderpädagogik in der Schweiz. Bericht im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) im Rahmen des Bildungsmonitorings. SBFI und EDK. https://edudoc.ch/record/221116/files/Sonderpaedagogik_Schweiz.pdf
  • Ladner, L. (2022). Grundlagen zur Erhebung des Ressourceneinsatzes sonderpädagogischer Angebote der Regelschule. Masterarbeit. Zürich: Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. https://zenodo.org/record/6199959
  • Schmid, P. (2022). Sonderpädagogische Massnahmen im Kanton St. Gallen. Masterarbeit. Zürich: Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. https://zenodo.org/record/7669692#.ZBMjIfaZPb0
  • Steiger, J. (2022). Regulatorische Rahmenbedingungen und der Ressourceneinsatz sonderpädagogischer Angebote an Regelschulen im Kanton Zürich. Masterarbeit. Zürich: Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. https://zenodo.org/record/7330081#.Y385E32ZPb0
  • Wicki, M. T. (2025). Der Einsatz von Ressourcen. In Dies. & M. Törmänen (eds.). Bildung für alle stärken – Handbuch zur evidenzbasierten Entwicklung inklusiver Schulen (S. 107–118). Klinkhardt.
  • Wicki, M. T. & Rauber, J. (2024). Tätigkeitsprofile von Förderlehrpersonen. Zeitschrift für Bildungsforschung, 14. https://link.springer.com/article/10.1007/s35834-024-00416-x
  • Wirtz, K. (2020). Qualitätsbausteine schulischer Inklusion. Organisations-, Personal- und Unterrichtsentwicklung an inklusiven Schulen aus der Sicht unterschiedlicher Beteiligter. Klinkhardt.

Zeitschriftenartikel (peer-reviewed)

Bücher und Buchbeiträge

Konferenzbeiträge

  • Wicki, M.
    Was wirkt? : Einsatz von Ressourcen auf dem Prüfstand
    [Konferenzvortrag].
    13. Schweizer Kongress für Heilpädagogik,
    Fribourg.
  • Wicki, M.
    Allokation von Ressourcen für heil- und sonderpädagogische Angebote in inklusiven Schulen.
    [Konferenzvortrag].
    Krisen und Transformationen. DGfE-Kongress 2024 ,
    Halle Saale, Deutschland.
  • Wicki, M.
    Effekte der regulatorischen Rahmenbedingungen für heil- und sonderpädagogische Massnahmen
    [Konferenzvortrag].
    SGBF Kongress 2023: Zeiten des Umbruchs? Bildung zwischen Persistenz und Wandel,
    Zürich, Schweiz.

Andere Referate/Vorträge (im Berufsfeld, Vorlesung an Hochschule etc.)

  • Wicki, M.
    Organisation und Steuerung heil- und sonderpädagogischer Angebote: Fokus Ressourcen.
    Regionalkonferenz für Schulleitende «Schulen für alle» – Wandel kompetenzorientiert gestalten mit Fokus «Herausforderndes Verhalten»,
    Luzern, Schweiz.