Laufbahnen auf der Sekundarstufe II mit Nachteilsausgleich

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Das Behinderten­gleich­stel­lungsgesetz (vgl. BehiG vom 13. Dezember 2002) schreibt vor, dass Massnahmen zur Gleichstellung von Menschen mit einer Behinderung ergriffen werden. Der Nach­teils­­ausgleich (NAG) ist eine Massnahme, welche eine Gleichstellung von Menschen mit und ohne Be­hin­­derung bzw. eine Integration von Menschen mit einer Behinderung anstrebt. Konkret bedeutet dies, dass die Bedingungen angepasst werden kön­nen, unter denen Lernen bzw. Prüfungen stattfinden. Zum Beispiel werden mehr Zeit, ein separater Raum oder be­hinderungsspezifische Hilfsmittel gewährt. Ein NAG beinhaltet aber ausdrücklich keine Mo­­difikation der Lernziele oder einen Noten- bzw. Fächerdispens. Die Mittel- und Berufsschulämter der ver­­schie­­denen Kantone der Schweiz sind derzeit bemüht, Konzepte zur Umsetzung des NAG zu er­stel­len. Erste Vorabklärungen ergaben, dass die Situation in den Kantonen noch sehr unterschiedlich ist. Bisher ist auch wenig über den Stand der Umsetzung und die Auswirkungen auf die weitere berufliche Laufbahn der Betroffenen bekannt.

Projektleitung

Claudia Schellenberg Titel Prof. Dr.

Funktion

Professorin für die berufliche Integration von Jugendlichen mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen

Fakten

  • Dauer
    08.2015
    07.2017
  • Neue Projektnummer
    1_20

Projektteam

Fragestellung

Grundsätzlich drängt sich die Frage auf, ob der NAG tatsächlich zu gerechteren Bildungschancen führt. Folgende Fragestellungen werden in zwei Schwerpunkten untersucht:

I) Bestandesaufnahme auf Sekundarstufe II (Berufs- und Mittelschulen): Wie viele NAG und welche Formen von NAG gab es auf der Sekundarstufe II in den vergangenen Jah­ren? In welchen Berufsfeldern und bei welchen Diagnosen wurden diese NAG ge­sprochen? Wie schätzen die Beteiligten vor Ort den Stand der Umsetzung ein?

II) Laufbahnen ehemaliger NAG-Bezüger/innen: Wie verlief der Übergang ins Berufsleben? Wie kommen sie im Berufsleben zu recht und wie zufrieden sind sie mit ihrer beruflichen Situation? Haben sie allenfalls weitere Un­ter­stützung oder Anpassungen am Arbeitsplatz erhalten? Wie bewerten sie den NAG retrospektiv?

Methodisches Vorgehen

Das Forschungsvorhaben gliedert sich entsprechend den Fragestellungen in zwei Teilschritte. In einem ersten Schritt werden alle Berufs- und Mittelschulen der Schweiz per E-Mail an­gefragt (Schwerpunkt I). Insgesamt betrifft dies schätzungsweise knapp 700 Mittel- und Berufs­schulen, die schriftlich zum aktuellen Stand der Umsetzung und ihren Einschätzungen des NAG befragt werden sollen. In einem zweiten Schritt werden die Schulen darum gebeten, Kontakte von ehemaligen NAG-Be­züger/-innen zu vermitteln, die ihre Lehre im Juli 2014 abgeschlossen haben. Aufgrund der Vorabklärungen handelt es sich schätzungsweise um 900 Personen, die mittels eines Online-Fragebogens (und bei Bedarf mündlich) zu ihrer aktuellen beruflichen Situation befragt werden sollen (Schwerpunkt II).

Ergebnisse

Bereits bei den Vorabklärungen zum Thema, wurde von einigen Berufs- und Mittelschulämter sowie auch von einigen IV-Stellen grosses Interesse an den Ergebnissen des geplanten Projekts bekundet. Die Studie soll aufzeigen, wie der NAG von Direktbetroffenen rückblickend beschrieben wird. Die jungen Erwachsenen sind beim Befragungszeitpunkt 19 bis 21 Jahre alt und befinden sich mit grosser Wahrscheinlichkeit im Berufsfeld. Es soll damit die Effektivität und die Wirksamkeit des NAG’s aus deren Sicht aufgezeigt werden. Anhand der Erkenntnisse können auch Vorschläge für Optimierungsmöglichkeiten bezüglich der Umsetzung von Massnahmen des NAG formuliert sowie Best-Practice-Beispiele aufgeführt werden.

Publikationen

  • Schellenberg, C., Hofmann, C., & Georgi-Tscherry, P.
    (2017).
    Gerechtere Bildungschancen dank Nachteilsausgleich? Ergebnisse eines Forschungsprojektes zur Umsetzung des Nachteilsausgleichs und Laufbahnen auf Sekundarstufe II.
    Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik,
    23
    (10),
    18–25.
  • Schellenberg, C., & Hofmann, C.
    (2015).
    Integration von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf. Gestiegene Anforderungen, flexiblere Ausbildungsmodelle.
    Panorama,
    6,
    32–33.