Systematisierung bilingualer Bildungsmodelle von Deutschschweizer Zentren für Hören und Sprache

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

In der Deutschschweizer Hörgeschädigtenpädagogik sind bilinguale Bildungsmodelle mit einer Laut- oder Schriftsprache und einer Gebärdensprache (Unterrichtsfächer und/oder Unterrichtssprachen) wenig realisiert, zumindest nicht curricular verankert. Durch die Ratifizierung der UN-CRPD sind die Zentren für Hören und Sprache jedoch aufgefordert, ein bilinguales Bildungsangebot zu formulieren und anzubieten. Evidenzbasierte Beschreibungen bilingualer Bildungsmodelle sind jedoch kaum publiziert und somit nicht zugänglich, respektive unterstützend beim Implementierungsversuch der Zentren. Somit bedarf es einerseits einer Systematisierung solcher Modelle, andererseits einer Beschreibung der notwendigen pädagogischen und sprachspezifischen Praxis und Qualifikationen der hörenden und hörbehinderten Lehrenden in solchen Modellen. Die Modelle unterscheiden sich primär durch die Stellungen der Laut- und Gebärdensprache im Unterrichtsalltag. So soll genau betrachtet werden, welche Sprachhandlungen (erklären, berichtigen, anleiten, etc.) in welcher Sprache vollzogen wird und welche Gewichtung festgestellt werden kann.

Projektleitung

Mireille Audeoud Titel Dr. phil.

Funktion

Senior Researcher

Fakten

  • Dauer
    04.2017
    07.2018
  • Neue Projektnummer
    4_36

Projektteam

Fragestellung

Es werden folgende Forschungsfragen formuliert:

  • Welche Sprachhandlungen werden in welcher Sprache bereits im Schul- und Unterrichtsalltag praktiziert? Auf welchem Niveau werden die gebärdensprachlichen Sprachhandlungen von den hörenden Lehrpersonen im Alltag ausgeführt?
  • Welche bilingualen Bildungsmodelle werden in der Alltagspraxis bereits verfolgt?
  • Welche impliziten und expliziten bilingualen Bildungsziele bestehen bei Leitenden und Mitarbeitenden der Zentren?

Methodisches Vorgehen

Mit dem vorliegenden Projekt wird eine erste Systematisierung von bilingualen Bildungsmodellen erarbeitet. Fokussiert werden bereits praktizierte lautsprachliche und gebärdensprachliche Sprachhandlungen im Schulalltag und Unterricht; mit offenen Beobachtungen der Sprachhandlungen in unterschiedlichen Unterrichtssituationen (Teamteaching, Unterricht mit Einzelbesetzung) werden spezifische Sprachhandlungen für den bilingualen Unterricht erarbeitet. Diese werden in einem Gruppeninterview mit den Lehrpersonen der Zentren vorgestellt und die Probanden äussern sich dazu, welches implizite Bildungsmodell dahintersteht. Zudem wird mit den Leitungen der Zentren aus der Metaperspektive diskutiert, welche Bildungsmodelle auf welchen Bildungszielen basieren.

Ergebnisse

Die Ergebnisse bringen die bisher erste Beschreibung und Systematisierung möglicher bilingualer Bildungsziele und -modelle in der Deutschschweiz hervor, ein Novum im deutschsprachigen Raum. Diese Systematisierung erklärt verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Gewichtungen der Laut- und Gebärdensprache. Die Beschreibung der Modelle bietet weiteren Zentren die Möglichkeit sich zu professionalisieren, Gebärdensprache in ihre Konzeption aufzunehmen und damit den Anforderungen der UN-CRPD gerecht zu werden. Das Interesse im Feld ist sehr gross, da es bisher noch kaum Modellbeschreibungen gibt.