Verdeckte Begabungen erkennen

Reportage

Es gibt Kinder, deren hohe Begabung man nicht auf den ersten Blick erkennt, weil sie im Unterricht von anderen Merkmalen überlagert wird. Doch für Lehrpersonen gibt es Ansätze, diesen Stärken trotzdem auf die Spur zu kommen.

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Anuschka Meier-Wyder Titel Dr. phil.

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Senior Lecturer

Begabt und beeinträchtigt. Kinder mit hohen Begabungen sind normalerweise im Unterricht gut erkennbar: Sie lösen ihre Aufgaben blitzschnell, stechen mit verblüffenden Wortmeldungen hervor oder schreiben ausgezeichnete Noten. Doch manchmal fliegen sie unter dem Radar durch. «Barrieren können dafür sorgen, dass hohe Begabungen verdeckt werden», sagt Anuschka Meier von der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) in Zürich. Man kann sich das als eine Medaille mit zwei völlig unterschiedlichen Seiten vorstellen: Auf der einen Seite ist die hohe Begabung, auf der anderen Seite starke Probleme mit der Konzentration. Oder auch Sprachprobleme, weil das Kind einen Migrationshintergrund hat. Die hohe Begabung ist dabei immer auf der Rückseite, um bei diesem Bild zu bleiben. Die Folge: «Der Fokus der Lehrpersonen liegt auf dem herausfordernden Verhalten oder den Schwächen», so die HfH-Dozentin, die dieses Problem nicht zuletzt aus Sicht der Begabungs- und Begabtenförderung schildert: «Das Potential des Kindes kann deshalb nicht ausreichend entfaltet werden.»

Bewusstsein und Blick schärfen. Was tun? «Es gibt keine schnellen und einfachen Lösungen», ist für Anuschka Meier klar. Sie weist aber auf drei Massnahmen hin, die Lehrpersonen ergreifen können. Erstens: Das Problem kennen. «Wer ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass es solche Kinder gibt, kann gezielt nach den Stärken suchen.» Zweitens: Den Unterricht so vielfältig wie möglich machen. «Die verschiedenen Lernstile berücksichtigen, kreatives Problemlösen fördern, gezielte Rückmeldungen in Bezug auf Stärken und Schwächen anbringen, es gibt da viele Möglichkeiten», sagt die HfH-Dozentin. Drittens: Mental eine Brille aufsetzen. Was genau sie damit meint, erzählt sie der HfH-Wissenschaftskommunikation im folgenden Video-Interview.

Video-Interview mit Anuschka Meier

CAS Begabungs- und Begabtenförderung integrativ. Lernende mit besonderen Begabungen stellen für Lehrpersonen im Schulalltag eine grosse Herausforderung dar. Der CAS Begabungs- und Begabtenförderung integrativ (BBFi) hat zum Ziel, das Fachwissen und die Handlungskompetenzen der Teilnehmenden im Bereich der integrativen Begabungs- und Begabtenförderung zu erweitern und sie zu unterstützen.

Autor: Dominik Gyseler, Dr., Wissenschaftskommunikation, HfH