Weiterbildung nicht neu erfinden

Reportage

Wie hat sich die Weiterbildung in den letzten zehn Jahren verändert? Und was ist deren Zukunft? Im Jubiläumstalk wurde klar: Sie muss flexibler werden – aber die Weichen sind gestellt.

Kontakt

Dominik Gyseler Titel Dr. phil.

Funktion

Senior Lecturer

Steff Aellig Titel Dr. phil.

Funktion

Senior Consultant

Vergleicht man die Weiterbildung von 2001 und 2021, so hat sich einiges verändert. Um zwei Aspekte hervorzuheben: «Die Angebote sind viel fokussierter geworden», sagte Alex Neuhauser, Dozent an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH). Zum Beispiel im Themenbereich «Verhaltensauffälligkeiten»: Wurden früher ganz allgemein herausfordernde Situationen thematisiert, so nimmt heute ein CAS ganz gezielt bindungsgeleitete Interventionen unter die Lupe. Prägend war aber auch die Digitalisierung. Immer häufiger werden Weiterbildungen in einer Kombination von Online- und Präsenzteilen absolviert. Die HfH bietet bereits seit 2012 Onlinekurse an und nimmt dabei eine Pionierrolle ein. Doch Alex Neuhauser schränkt ein: «Die Digitalisierung hat auch ihre Grenzen», und nimmt wiederum seine eigenen Kurse als Beispiel: «Wenn es um Beziehung geht, muss man ganz real miteinander Erfahrungen austauschen und reflektieren. Das geht nur im Präsenzunterricht.»

Reflexion ist wichtig. Für Claude Bollier, der die Weiterbildung der HfH in den letzten Jahren massgeblich mitgeprägt hat, ist der Transfer in die Praxis zentral. Und wie gut dieser gelingt, sei abhängig von der Erfahrung, welche die Teilnehmenden mitbringen. «Je erfahrener eine Fachperson ist, desto mehr profitiert sie von Weiterbildung», so Bollier. Man müsse aber letztlich die ganze Klaviatur beherrschen, um ein Kind mit einer ADHS erfolgreich zu unterrichten – von Tipps und Tricks über Methoden der Klassenführung bis zur tiefen Reflexion darüber, warum eine Massnahme in einer bestimmten Situation eben nicht funktioniert habe. Neuhauser und Bollier sind sich einig: Für den langfristigen Kompetenzaufbau ist die Reflexion ein zentraler Faktor.

Keine Überflexibilisierung. Der Megatrend der nächsten Jahre heisst Flexibilisierung: Die Weiterbildung muss dynamisch darauf reagieren können, was in der Karriere der einzelnen Fachperson gerade wichtig ist. Eine Umsetzung dieser Idee bietet das Laufbahnmodell der HfH, in dem etwa ausgewählte Module der Masterstudiengänge Schulische Heilpädagogik (SHP) und Heilpädagogische Früherziehung (HFE) bereits besucht werden können, bevor man die Ausbildung in Angriff nimmt. Zu stark flexibilisieren sollte man jedoch nicht, meinte Alex Neuhauser: «Die HfH als Institution hat eine Verantwortung, für ein bestimmtes heilpädagogisches Grundwissen einzustehen.» Insgesamt, so war sich die Runde einig, ist man aber auf einem guten Weg: «Weiterbildung muss nicht neu erfunden werden», sagte Alex Neuhauser. An welchen Rädchen dennoch gedreht werden sollte, erfahren Sie im nachfolgenden Video zum Talk.

Gesprächsgäste:

  • Claude Bollier, Prof. em., ehem. Senior Consultant Bereich Weiterbildung HfH
  • Alex Neuhauser, Dr. phil, Senior Researcher, Institut für Verhalten, sozio-emotionale und psychomotorische Entwicklungsförderung

Weitere Teilnehmende:

  • Begrüssung: Barbara Fäh, Prof. Dr., Rektorin HfH
  • Regie und Moderation: Dominik Gyseler, Dr. und Steff Aellig, Dr., HfH Wissenschaftskommunikation
  • Bericht: Steff Aellig, Dr. & Dominik Gyseler, Dr., HfH Wissenschaftskommunikation

Der Jubiläums-Talk hat am 17. November 2021 stattgefunden und wurde online durchgeführt.

20 Jahre HfH: Weiterbildung im Wandel