StaFF-BL. Standards zur Feststellung von Förderbedarf und universelle Förderung Basel-Landschaft

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Die Kriterien zur Feststellung der Notwendigkeit von sonderpädagogischen Massnahmen im Bereich Verhalten sind uneindeutig. Für eine Schule ohne Diskriminierung bedarf es jedoch einer fairen, das heisst einheitlichen und validen Diagnostik. Diese dient dazu, Unterrichtsangebote und Fördermassnahmen auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler:innen anzupassen.

Das Projekt skizziert die Pilot-Implementation eines diagnostischen Entscheidungsbaum in Schulen im Kanton Basel-Landschaft. Im Zentrum des Entscheidungsbaums stehen sowohl der prozesshafte Charakter als auch die Kind-Umwelt-Interaktion, damit Diagnostik, Unterricht und Förderung eng miteinander verbunden werden.

Projektleitung

Dennis Christian Hövel Titel Prof. Dr.

Funktion

Leiter Institut für Verhalten, sozio-emotionale und psychomotorische Entwicklungsförderung / Professor

Pierre-Carl Link Titel Prof.

Funktion

Professor für Erziehung und Bildung im Feld sozio-emotionaler und psychomotorischer Entwicklung

Fabio Sticca Titel Prof. Dr.

Funktion

Professor für Diagnostik und Förderung sozio-emotionaler und psychomotorischer Entwicklung

Fakten

  • Dauer
    11.2023
    12.2024
  • Neue Projektnummer
    2_32

Projektteam

  • Patrizia Röösli
  • Susanne Anrig
  • Thomas Staub
  • Ann-Kathrin Hennes
  • Barbara Schmidt
  • Alfred Schabmann

Kooperationen

Ausgangslage

Ziel der Auftragsforschung ist die Durchführung eines Pilotprojekts zur Implementierung von Standards zur Feststellung von erhöhtem sonderpädagogischen Förderbedarf (Hövel et al., 2023; Dworschak et al., 2023).

Das Fernziel besteht aus zwei Hauptkomponenten. Zum einen soll die Implementation einer datenbasierter Förderplanung dazu beitragen, die Tragfähigkeit von Schulen bei Verhaltens- und Lernschwierigkeiten im Kanton Basel-Landschaft zu erhöhen. Durch die befundgestützte Unterrichts- und Förderplanung lässt sich die Feststellung von Förderbedarfen standardisieren und vergleichbar machen. Hierdurch soll zum anderen eine Anpassung der Ressourcenplanung durch das Amt für Volksschulen vorgenommen werden, damit der Einsatz der Ressourcen enger an dem Bedarf der Praxis orientiert werden kann. Durch die modifizierte Ressourcenplanung und Allokation soll sichergestellt werden, dass die vorhandenen Ressourcen effizienter und effektiver genutzt werden können. Die modifizierte Ressourcenplanung wird diese Massnahmen effektiv unterstützen und somit eine Verbesserung der Partizipation der Schülerinnen und Schüler herbeiführen.

Das Pilotprojekt zur Verbesserung und Erweiterung der Tragfähigkeit von Schule gliedert sich in drei Arbeitspakete, die im Folgenden beschrieben werden. Gemeinsam vereinbart wurde ein globales Budget für die drei Pakete respektive Projektphasen, das je nach Bedarf und Anforderung in der Implementationsphase möglichst flexibel über die Arbeitspakete hinweg eingesetzt werden kann. 

Vorgehen

Das Pilotprojekt wird in drei Arbeitspaketen umgesetzt.

Arbeitspaket I: Standortbestimmung

Der Schwerpunkt des Arbeitspakets liegt in der Anpassung der Standards an die regionalen und inhaltlichen Bedarfe des Kantons Basel-Landschaft. Hierbei soll geprüft werden, ob die bisherigen Standards und Richtlinien den Bedürfnissen der Praxis entsprechen und gegebenenfalls modifiziert werden. Das Ziel ist es, die Standards so zu gestalten, dass sie den Bedarfen vor Ort gerecht werden und eine hohe Vergleichbarkeit gewährleisten. Um den Bedarf an sonderpädagogischer Förderung im Bereich Drop-Out besser erfassen zu können, sollen hierfür spezifische Indikatoren entwickelt und in den Entscheidungsbaum StaFF integriert werden. Auf diese Weise soll eine verbesserte Ressourcenplanung ermöglicht werden, die den Bedarfen der Praxis entsprechend vergleichbar ist.

In der Pilotierungsphase des Projekts sollen neben dem Thema Verhaltensschwierigkeiten auch Lernschwierigkeiten berücksichtigt werden, um möglichst breit die Phänomenbereiche, die unter «Schulschwierigkeiten» subsumiert werden können, zu adressieren (Hövel et al., 2023; Link, 2022). Hintergrund hierfür ist die Komorbidität beider Phänomenbereiche.

Folgende Teilaufgaben sind in diesem Arbeitspaket vorgesehen:

  • Informationsveranstaltung für Adressat:innen des Pilot-Projekts
  • Erarbeitung eines Datenmanagementplans mit Stakeholdern
  • Konzeption und Durchführung von halbtägigen Weiterbildungsangeboten
  • Schulungen in den einzelnen diagnostischen Tools und SEL-Fördermassnahmen (universelle Prävention; Hövel, 2020; Hennemann et al., 2019; Casale et al., 2018)

Arbeitspaket II: Evaluation und Rückmeldung

Im Rahmen des Projekts stehen seitens der HfH Ansprechpersonen für einen mehrstufigen Support zur Beratung und Begleitung der Implementation zur Verfügung. Dieser Support umfasst sowohl die fachliche als auch die organisatorische Unterstützung und soll sicherstellen, dass das Projekt erfolgreich umgesetzt werden kann. Hierbei sollen Gelingensbedingungen identifiziert und Stolpersteine und Grenzen der Adaption und Implementation erfasst werden.
Das Projekt umfasst mehrere Schritte, um die individuellen Situationen der Schulen zu erfassen und Empfehlungen zur Weiterentwicklung zu geben.

Arbeitspaket III: Beratung und Weiterentwicklung

Im Rahmen des Projekts erfolgt eine Datenauswertung und Analyse, um Bedarfe für die kantonsweite Weiterarbeit zu formulieren. Hierbei sollen insbesondere die Perspektiven auf Sprach- und Sprechschwierigkeiten sowie die kognitive Entwicklung berücksichtigt werden. Die Auswertung erfolgt auf Basis der erhobenen Daten aus den verschiedenen Stufen der Kaskade. Hierbei werden die Daten systematisch analysiert, um Trends und Muster zu identifizieren und um Herausforderungen und Bedarfe zu formulieren. Ziel ist es, die Ergebnisse der Datenauswertung in konkrete Handlungsempfehlungen zu überführen und umzusetzen. Die Handlungsempfehlungen sollen darauf abzielen, die kantonsweite Weiterarbeit zu verbessern und umzusetzen. 

Fazit für die Praxis

Qualitätssicherung und Ressourcensteuerung im Bereich Verhalten werden aktuell breit und kontrovers sowohl politisch als schulisch diskutiert. 

Das Projekt adressiert einen (heil-)pädagogischen relevanten Bedarf des Kanton Basel-Landschaft – der auch auf andere Kantone zutrifft und daher übertragbar sein sollte – und entwickelt Forschungsfragen sowie -projekte gemeinsam mit der Praxis und führen das Projekt gemeinsam mit dem Amt für Volksschulen des Kanton Basel-Landschaft durch.

Literatur

  • Casale, G., Hövel, D. C., Hennemann, T., & Hillenbrand, C. (2018). Prävention und psychische Gesundheitsförderung in der Schule: Entwicklung und Perspektiven. In H. Christiansen, D. Ebert, & B. Röhrle (Hrsg.), Prävention und Gesundheitsförderung (S. 245–285). DGVT-Verlag.
  • Dworschak, W., Hennes, A.-K., Hövel, D. C., Schabmann, A., Schmidt, B. M., & Stenneken, P. (2023). Standards zur Feststellung sonderpädagogischer Förderbedarfe (Projekt ‚StaFF‘). VHN, 92, 62–63. https://doi.org/10.2378/vhn2023.art06d
  • Hennemann, T., Leidig, T., Hövel, D. C., & Casale, G. (2019). Effektive präventive Förderung bei herausforderndem Verhalten in der Schule: Chance und Herausforderung für die inklusive schulische Bildung. In A. Schuhmacher, & E. Adelt (Hrsg.), Lern- und Entwicklungsplanung (S. 129–146). Waxmann.
  • Hennemann, T., Hövel, D. C., Casale, G., Hagen, T., & Fitting-Dahlmann, K. (2017). Fördern lernen: Schulische Prävention im Bereich Verhalten. (2. Auflage). Kohlhammer.
  • Hövel, D. C., Nideröst, M., Röösli, P., Schmidt, B. M., Schabmann, A., & Hennes, A.-K. (2023). Diagnostik in den Bereichen Verhalten und Erleben: Pädagogische Standards zur Feststellung von Förderbedarf. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, 29 (8), 8–14. https://doi.org/10.57161/z2023-08-02
  • Hövel, D. C. (2020). Präventive Förderung durch Trainingsprogramme im inklusiven schulischen Setting. In T. Bolz, H. Ricking, B. Rieß, & M. Wittrock (Hrsg.), Prävention und Intervention bei Verhaltensstörungen: Gestufte Hilfen in der schulischen Inklusion. Kohlhammer.
  • Link, P.-C. (2022). «verhaltensgestört – verhaltensauffällig – verhaltensoriginell» – Verhalten als schwieriger, aber notwendiger disziplinärer Begriff. In T. Müller, C. Ratz, R. Stein, & C. Lüke (Hrsg.), Sonderpädagogik zwischen Dekategorisierung und Rekategorisierung (S. 173–184). Klinkhardt. https://doi.org/10.35468/5966-PCL-173-184

Publikationen

  • Sticca, F., & Link, P.-C.
    "Na, wie läuft’s?" Verlaufsdiagnostik bei herausforderndem Lern- und Arbeitsverhalten.
    Evidenzbasierte Diagnostik und Förderung bei Lernschwierigkeiten, Tagung,
    Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich, Schweiz.
  • Hövel, D. C., Sticca, F., & Link, P.-C.
    Implementation datenbasierter Förderplanung im Bereich Verhalten und Erleben in Basel-Land
    [Konferenzvortrag].
    Vortrag am 10.09.204 am 13. Schweizer Kongress für Heilpädagogik/Congrès suisse de pédagogie spécialisée,
    Universität Fribourg, Schweiz.
  • Hagmann-von Arx, P., Link, P.-C., & Sticca, F.
    Lernverläufe bei Kindern in integrierter und separativer Sonderschulung mit Indikation Verhalten, Lernen oder Sprache – eine Standortbestimmung
    [Konferenzvortrag].
    Vortrag am 11.09.2024 am 13. Schweizer Kongress für Heilpädagogik/Congrès suisse de pédagogie spécialisée,
    Universität Fribourg, Schweiz.
  • Sticca, F., Röösli, P., Link, P.-C., & Hövel, D. C.
    (2024).
    Am Anfang steht Diagnostik.
    Heilpädagogik aktuell,
    1
    (40),
    6–6.