Inklusion in der Kita: Entwicklung eines Referenzrasters und Prozesses

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Vor dem Hintergrund der UN-Behindertenrechtskonvention sind in der Schweiz in den letzten Jahren verschiedene Projekte entstanden, die die gemeinsame Betreuung von Kindern mit und ohne besondere Bedürfnisse in der Kita ermöglichen und damit die frühe Inklusion implementieren sollen. Für eine erfolgreiche Umsetzung der inklusiven Bemühungen ist die Klärung der Finanzierung der behinderungsbedingten Mehrkosten von Betreuung, Koordination, Weiterbildung sowie Sach- und Baukosten zentral. Im Kooperationsprojekt mit der Pädagogischen Hochschule St. Gallen (Institut Frühe Bildung 0 bis 8) wurde ein Vorschlag für den Prozess der Ermittlung des Mehrbedarfs und ein entsprechendes Praxistool zu dessen Erfassung entwickelt.

Projektleitung

Matthias Lütolf Titel MA

Funktion

Senior Lecturer

Fakten

  • Dauer
    06.2024
    08.2025
  • Projektnummer
    3_38

Projektteam

  • Bea Zumwald
  • Franziska Vogt
  • Raphaela Staiger-Iffländer

Kooperationen

  • Pädagogische Hochschule St. Gallen

Finanzielle Unterstützung

  • Stiftung Kifa Schweiz

Ausgangslage

Im Kontext der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtkonvention durch die Schweiz rückt auch die Inklusion von Kindern mit besonderen Bedürfnissen in die Kita in den Fokus. Zwar ermöglichen manche Kitas die gemeinsame Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderungen, jedoch fehlt eine umfassende Klärung einer erfolgreichen Umsetzung. Deshalb hat die Stiftung KIFA das Institut Frühe Bildung 0 bis 8 der Pädagogischen Hochschule St. Gallen (PHSG) und das Institut für Behinderung und Partizipation der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) beauftragt, Vorschläge für die Bedarfsermittlung, entsprechende Referenzraster und Tools sowie mögliche Prozesse zur Festlegung der Finanzierung zu entwickeln.

Vorgehen

Im Rahmen der Studie wurden eine Dokumentenanalyse, eine Recherche zum nationalen und internationalen Forschungsstand sowie Einzel- und Gruppeninterviews mit Fachpersonen durchgeführt.

Aufarbeitung des Forschungsstandes und Dokumentenanalyse

Nationale und internationale Forschungsergebnisse wurden systematisch daraufhin durchsucht, wie die Prozesse der Inklusion von Kindern mit besonderen Bedürfnissen in Kitas strukturiert sind und wie der allfällige zusätzliche Unterstützungsbedarf erfasst und berechnet wird. Im Weiteren wurden im Vorfeld der Interviews die Konzepte und Vorgaben verschiedener Gemeinden, Kantone, Trägerschaften und weiteren Organisationen ausgewertet.

Einzel- und Gruppeninterviews

Die halbstrukturierten Einzelinterviews dienten dazu, die aktuellen Vorgehensweisen zu erfassen und deckten folgende Aspekte ab: geplante oder umgesetzte Vorgehensweisen der Finanzierung und der Bedarfseinstufung, Überlegungen und Begründungen dahinter, Erfahrungen, Bedarf für Optimierung, Anforderungen an ein Formular zur Erfassung des Mehrbedarfs und einen Prozessablauf. Den Gruppeninterviews wurden Prozessvarianten als Diskussionsimpuls zu Grunde gelegt. Während die Einzelinterviews dazu dienten, die jeweils eigene Vorgehensweise detailliert zu beschreiben und mögliche Chancen und Herausforderungen aufzuzeigen, ging es in den Gruppeninterviews vor allem darum, Stellungsnahmen zu anderen Varianten zu erhalten und zu erfassen, welche Vorgehensweisen breite Zustimmung erhalten.

Entwicklung des Tools für die Erfassung des Mehrbedarfs

Aufgrund der Ergebnisse aus Forschungsstand, Dokumentenanalyse, Einzelinterviews und Gruppeninterviews wurde ein Entwurf für ein Tool zur Erfassung des Mehrbedarfs und einen Prozessverlauf erarbeitet. Dieser wurde von acht Fachpersonen orientierend an gezielten Fragen zur Praxistauglichkeit und Verständlichkeit beurteilt.

Fazit für die Praxis

Im Analyseprozess entwickelten sich Themenbereiche, zu denen das Forschungsteam auf der Basis der Datenerhebung und der Literaturrecherche Empfehlungen formulieren konnte. Für den Prozess der Bedarfsabklärung erwiesen sich der Anstoss des Prozesses und erste Kontakte, die Abklärung des Anspruchs des Kindes auf Finanzierung von behinderungsbedingtem Mehrbedarf, der Aufnahmeentscheid seitens der Kita sowie der Prozessablauf der Erfassung des Mehrbedarfs hinsichtlich Beteiligten, Verantwortlichkeiten, Vorgehen und Überprüfung als relevant. Im Weiteren wurden Empfehlungen zum konkreten Tool zur Erfassung und Berechnung des Mehrbedarfs verfasst und auf die Finanzierung der behinderungsbedingten Mehrkosten fokussiert (siehe Bericht, S.6ff).

Neben einem ausführlichen Forschungsbericht steht der Praxis nun ein Erfassungsinstrument «Mehrbedarf Betreuung und Teilhabeziele und Teilhabeplan» zur Verfügung, welches frei zugänglich genutzt werden kann.

Weitere Publikationen

Andere Referate/Vorträge (im Berufsfeld, Vorlesung an Hochschule etc.)

  • Lütolf, M., Zumwald, B., Staiger-Iffländer, R., & Vogt, F.
    Struktur- und Prozessmerkmale für die Inklusion in der Kita: Erfassung des Mehrbedarfs und Teilhabeplan.
    kibesuisse: Runder Tisch der kantonalen Aufsichtsbehörden und Fachstellen,
    Bern.
  • Zumwald, B., Lütolf, M., Staiger-Iffländer, R., & Vogt, F.
    Struktur- und Prozessmerkmale für die Inklusion in der Kita: Erfassung des Mehrbedarfs und Teilhabeplan.
    Fachveranstaltung KITAplus,
    Olten.