KOMPAS 2 – Hauptstudie

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Bisher wurden in Vorstudien und in der Hauptstudie KOMPAS 1 (Projekt 4_49) relevante Grundlagen geschaffen und erste Ergebnisse erzielt, die bisher im deutschsprachigen Raum für mehrsprachige Kinder im Alter Zyklus 1 einmalig sind. Es konnte mit Ergebnissen einer nicht randomisierten Studie aufgezeigt werden, dass die Kinder, die eine reguläre DaZ-Förderung sowie zusätzlich die SPRINT-Förderung erhalten, sich in der kommunikativen Partizipation gegenüber Kindern, die weiter die reguläre DaZ-Förderung erhalten signifikant verbessern. Diese positiven Ergebnisse haben jedoch nur eine limitierte Aussagefähigkeit und sollen in der vorliegenden RCT-Hauptstudie KOMPAS 2 überprüft werden.

Projektleitung

Karoline Sammann Titel Prof.

Funktion

Leiterin Institut für Sprache und Kommunikation

Fakten

  • Dauer
    06.2023
    12.2024
  • Neue Projektnummer
    4_55

Ausgangslage

Es ist von hohem aktuellem gesellschaftlichem Interesse, dass Kinder mit Migrationshintergrund und Einschränkungen der Sprachkompetenz die Umgebungs- und Bildungssprache rasch lernen und nicht von Bildungsbenachteiligungen bedroht sind. Nur so kann gesellschaftliche Integration und Partizipation nachhaltig erreicht werden.  
 
Das Förderkonzept SPRINT wurde mit dem Ziel der Förderung der kommunikativen Partizipation von mehrsprachigen Kindergartenkindern 2017-2019 entwickelt (Sammann, Sodogé et. al., 2021). Ziel war es ein Förderkonzept zur bewegungsorientierten Sprachförderung zu entwickeln, welches zusätzlich zum üblichen DaZ-Unterricht alltagsintegriert von Lehrpersonen, Therapeut:innen eingesetzt werden kann, um Kinder mit DaZ gezielt im Bereich der kommunikativen Kompetenz zu fördern. Der übliche Daz-Unterricht wird in vielen Institutionen, so auch in der Schulgemeinde des Kooperationspartners, mit dem Lehrmittel HOPPLA begleitet und durchgeführt. Während HOPPLA das Ziel verfolgt mehrsprachigen Kindern einen kontinuierlichen Sprachaufbau zu ermöglichen (Bai, Neugebauer, Nodari, & Peter, 2013), verfolgt SPRINT das Ziel die Sprachhandlungskompetenzen mehrsprachiger Kinder und ihre kommunikativen Kompetenzen alltagsnah begleitend zu fördern. Im Kanton Zürich erfolgen immer wieder Anfragen von Schulen in Hinsicht auf ein Programm/ Konzept zur spezifischen Förderung von kommunikativen Kompetenzen bei Kindern mit DaZ. Diese grosse Nachfrage in der aktuell schwierigen Situation des Personalmangels im Bereich Heilpädagogik und Logopädie zeigt einen grossen Bedarf und eine Nische in pädagogisch-therapeutischen Einrichtungen auf, die wir mit diesem Projekt professionell bedienen konnten.  

Ziel ist es, durch die Evaluation des Förderkonzepts SPRINT aussagekräftige Daten zur Förderung der kommunikativen Partizipation von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache im Zyklus 1 (Lehrplan 21) zu erhalten und damit einen Beitrag zur Forschung zu liefern. Gleichzeitig soll der Praxis ein theorie- und praxisbasiertes evaluiertes Förderkonzept zur Implementierung angeboten werden können.  

Bisher wurden in Vorstudien und in «KOMPAS 1 Hauptstudie» relevante Grundlagen geschaffen und erste Ergebnisse erzielt, die bisher im deutschsprachigen Raum für mehrsprachige Kinder im Alter Zyklus 1 einmalig sind. Es konnte mit Ergebnissen einer nicht randomisierten Studie aufgezeigt werden, dass die Kinder, die eine reguläre DaZ-Förderung sowie zusätzlich die SPRINT-Förderung erhalten, sich in der kommunikativen Partizipation gegenüber Kindern, die weiter die reguläre DaZ-Förderung erhalten signifikant verbessern. Diese positiven Ergebnisse haben jedoch nur eine limitierte Aussagefähigkeit, da die Kinder zum damaligen Zeitpunkt der Untersuchung nicht-randomisiert zugeteilt werden konnten.

Im Rahmen des vorliegenden Projekts «KOMPAS 2 Hauptstudie» sollen die bisherigen Ergebnisse in einer randomisiert kontrollierten Studie (RCT) überprüft werden. Das Projekt leistet damit einen relevanten Beitrag zur Chancen- und Bildungsgerechtigkeit, Integration sowie zur Nachhaltigkeit.

Methode

Die Studie untersucht die Wirksamkeit des Sprachförderprogramms SPRINT bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) in der Primarschule Niederhasli. Es wird eine randomisierte, kontrollierte Studie mit zwei Gruppen durchgeführt. Beide Gruppen erhalten üblichen DaZ-Unterricht, jedoch erhält die Experimentalgruppe zusätzlich das SPRINT-Programm. Die Kinder werden in Kindergartenklassen rekrutiert und die teilnehmenden Lehrpersonen haben eine pädagogische Fachausbildung.

Die Intervention besteht aus der regulären DaZ-Förderung auf Grundlage des Lehrmittels  «HOPPLA» für alle Kinder und der zusätzlichen SPRINT-Förderung für die Experimentalgruppe. Beide Untersuchungsgruppen finden einmal wöchentlich über einen Zeitraum von 12 Wochen statt.

Der primäre Endpunkt ist die kommunikative Partizipation der Kinder, gemessen durch den FOCUS©-G-34 Fragebogen. Der sekundäre Endpunkt ist der sprachstrukturelle Entwicklungsstand, erfasst durch das LiSe-DaZ Verfahren. Beide Messungen erfolgen vor und nach der Förderphase.
Es gibt jeweils 40 Kinder in der DaZ-Gruppe und der DaZ/SPRINT-Gruppe. Eine geschichtete Randomisierung wird verwendet, um ein Gleichgewicht zwischen den Gruppen in Bezug auf individuelle Merkmale zu erreichen.

Die statistische Analyse erfolgt durch eine wiederholte ANOVA-Messung und die Auswertung konzentriert sich auf die Interaktion zwischen Gruppe und Messzeitpunkt. Eine Veränderung von mehr als 11 Punkten im FOCUS©-G-34 wird als klinisch bedeutsame Veränderung angesehen.

Erwartete Ergebnisse

Hypothese 1a: Im Vergleich zu Kindern, die nur die reguläre DaZ-Förderung (HOPPLA) erhalten haben, erwarten wir, dass Kinder mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ), die die erweiterte DaZ-Förderung (HOPPLA + SPRINT) durchlaufen haben (Experimentalgruppe), eine signifikante Verbesserung in der kommunikativen Beteiligung zeigen.

Hypothese 1b: Wir prognostizieren, dass ein geringerer sprach-struktureller Entwicklungsstand zu Beginn des Förderprogramms mit einer stärkeren Verbesserung in der kommunikativen Beteiligung für diejenigen in der erweiterten DaZ-Fördergruppe (HOPPLA + SPRINT) einhergeht.

Hypothese 2: Wir erwarten, dass Kinder mit DaZ, die die erweiterte DaZ-Förderung (HOPPLA + SPRINT) erhalten haben (Experimentalgruppe), eine stärkere Zunahme der sprach-strukturellen Fähigkeiten zeigen, im Vergleich zu denen, die die reguläre DaZ-Förderung (HOPPLA) durchlaufen haben.

Fazit für die Praxis

Die «KOMPAS 1 Hauptstudie» hat gezeigt, dass Kinder, die zusätzlich zur regulären DaZ-Förderung das SPRINT-Konzept nutzen, signifikante Verbesserungen in ihrer kommunikativen Partizipation aufweisen. Mit dem vorliegenden Projekt «KOMPAS 2 Hauptstudie» zielen wir darauf ab, diese Ergebnisse durch eine randomisierte kontrollierte Studie weiter zu validieren.

Eine erfolgreiche Evaluierung des SPRINT-Konzepts könnte einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Chancengleichheit, Integration und Nachhaltigkeit leisten, indem ein nachweislich wirksames Sprachförderkonzept für mehrsprachige Kinder bereitgestellt wird.

Literatur

  • Bai, G., Neugebauer, C., Nodari, C., & Peter, S. (2013). HOPPLA I. Buchs: Schulverlag plus.
  • Neumann,S. Salm, S. Robertson,B., Thomas-Stonell, N. (2018). Kommunikative Partizipation von Kindern im Vorschulalter Erste deutsche Referenzdaten zum ‚Fokus auf den Erfolg der Kommunikation für Kinder unter sechs Jahren‘ (FOCUS©-G) In Logos 26,  176-185.
  • Sammann, K., Sodogé, A. et. al. (2021). SPRINT - Bewegungsorientierte Sprachförderung. https://digital.hfh.ch/teasersprint/

Publikationen