Tuning in to kids (TiK) – Emotionscoaching für Eltern zur Prävention von emotionalen und Verhaltensproblemen ihrer Kinder sowie zur Verbesserung des Familienklimas

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

«Tuning in to Kids», sich in Kinder einfühlen, ist ein Elternprogramm, das in Australien (Universität Melbourne) entwickelt wurde und inzwischen in mehreren Ländern durchgeführt wird. Der Kern der Elternkurse ist, dass die Eltern lernen, die Emotionen ihrer Kinder wahrzunehmen, aufzugreifen, zu begleiten und zu «coachen», so dass die Kinder den Umgang mit ihren Emotionen, auch mit sozial eher unerwünschten, wie z.B. Angst, Ärger, oder Wut, lernen. Neben der Verbesserung der emotionsbezogenen Erziehungspraktiken der Eltern wird nach dem Kurs mehrfach von einer Abnahme von internalisierenden Störungen und Verhaltensauffälligkeiten bei den Kindern der teilnehmenden Eltern berichtet. Somit eignet sich das Programm zur primären und sekundären Prävention von Verhaltensauffälligkeiten und unterstützt die Emotionssozialisation der Kinder sowie elterliche Erziehungskompetenzen.

Video Erklärung zum «Tuning in to Kids» Programm (auf Englisch)

Projektleitung

Susan Christina Annamaria Burkhardt Titel Dr. phil.

Funktion

Advanced Researcher

Fakten

  • Dauer
    11.2020
    06.2023
  • Neue Projektnummer
    2_14

Methodisches Vorgehen

In der vorliegenden Studie soll TiK in der Schweiz erstmals evaluiert werden. Dabei sollen Ergebnisse aus anderen Ländern repliziert (z. B. Auswirkungen auf das Familienklima, das Belastungserleben der Eltern, Verhalten der Kinder) und neue Konzepte in diesem Zusammenhang beforscht werden (z. B. Auswirkungen auf die elterliche Selbstwirksamkeit, auf die Art und Weise, wie Eltern den Emotionen ihrer Kinder begegnen und auf die Beziehungs- und Bindungsqualität zwischen Kind und Eltern).

Die Studie wird multizentrisch an mehreren Standorten in mehreren Kantonen als randomisierte Wartelistenkontrollstudie durchgeführt. Dazu besuchen Eltern den für sie kostenlosen Kurs «Tuning in to Kids» in Gruppen von 6-12 Personen. Jeder Kurs besteht aus sechs Terminen. Im Kurs lernen die Eltern, wie sie die Emotionen ihrer 3-6-jährigen Kinder erkennen, benennen, begleiten und Ärger / Wut und Ängste beruhigen können. Dies hat neben einer Beruhigung der Situation bzw. der Kinder auch einen Vorbildeffekt für die Kinder zum Umgang mit Emotionen. Die Kinder lernen, wie sie mit als negativ empfundenen Emotionen umgehen und diese später auch selbst regulieren können.

Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext

Die Studie prüft erstmals die Wirkung von Emotionscoaching von Eltern in der Schweiz. Die Information über Emotionen für Eltern sowie die Anleitung zum Emotionscoaching ihrer Kinder birgt das Potenzial, den Eltern eine höhere Selbstwirksamkeit in der Erziehung zu ermöglichen und somit Überforderung vorzubeugen, die sich sonst in Gewalt in der Erziehung niederschlagen könnte. Weiterhin ist davon auszugehen, dass die Belastung der Eltern durch das Erlernen von Emotionscoaching-Kompetenzen verringert wird, was sich positiv aufs Familienklima, die Bindung / Beziehung zum Kind / den Kindern sowie auf eine Verringerung von Verhaltensauffälligkeiten beim Kind auswirkt. Ausgewählte Daten dieser Studie werden gemeinsam mit Daten der Universität Freiburg (D) ausgewertet und publiziert.

Ergebnisse

Während der Covid-19-Pandemie wurden fünf Kurse (Interventionsgruppe) im Frühjahr 2021 und fünf Kurse (Wartekontrollgruppe) im Frühjahr 2022 online durchgeführt. An diesen Kursen nahmen insgesamt 115 Familien aus acht Kantonen (Aargau, Basel-Land, Basel-Stadt, Solothurn, St. Gallen, Thurgau, Waadt, Zürich) sowie einige Eltern aus Deutschland teil, wobei jeweils ein Elternteil am TIK-Kurs partizipierte.

Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei den Eltern der Interventionsgruppe nach dem Kursbesuch Veränderungen im Erziehungsverhalten festgestellt wurden. Diese Veränderungen umfassten eine Reduzierung von harschen und strafenden Verhaltensweisen sowie ein gesteigertes Bewusstsein für die Emotionen des Kindes, verbunden mit einer Abnahme von Emotionen nicht beachtendem Verhalten. Des Weiteren berichteten einige Eltern von einer Verringerung externalisierender und internalisierender Verhaltensprobleme ihrer Kinder. Diese Effekte waren auch sechs Monate nach Kursende noch erkennbar. Die Eltern zeigten sich mehrheitlich zufrieden mit den Kursinhalten und berichteten über positive Veränderungen bei sich und ihren Kindern während der sechswöchigen Kursdauer, die sie auf die Kursteilnahme zurückführten. Diese vorläufigen Ergebnisse legen nahe, dass das TIK-Programm in der Schweiz zur Verbesserung der elterlichen Emotionssozialisation beitragen könnte. Es könnte auch für Fachpersonen im Bildungsbereich von Interesse sein, da diese ebenfalls eine wichtige Rolle in der Emotionssozialisation von Kindern spielen.

Ausblick

Die endgültigen Ergebnisse der TIK-Studie werden bald veröffentlicht. Zudem plant die TIK-Forschungsgruppe der HfH, das TIK-Elternprogramm für Lehrkräfte nutzbar zu machen und «TIK-SUI» als systemischen Ansatz in Schulen einzuführen.

Kontakt

Dr. Susan C. A. Burkhardt, tik [at] hfh.chtitle=«tik»

Publikationen