Bildung und soziale Ungleichheiten
Kategorie Institutsthema
Bildung entscheidet massgeblich über gesellschaftliche Positionierungen. Sie ist eng mit sozialer Herkunft, Geschlecht, Sprache und Migrationserfahrung verknüpft. Im Bildungssystem entstehen und verfestigen sich Ungleichheiten, die weit über die Schule hinausreichen und für die ganze Biografie prägend sind.

Bildungserfolg ist in der Schweiz, wie auch international, eng mit sozialer Herkunft, Geschlecht, Sprache und Migrationserfahrung verknüpft. Kinder und Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Familien haben deutlich geringere Chancen, höhere Bildungsabschlüsse zu erreichen. Auch institutionelle Strukturen wie zum Beispiel unser gegliedertes Schulsystem tragen dazu bei, dass Ungleichheiten im Bildungssystem weitergegeben und verstärkt werden. Diese Ungleichheitsprozesse enden nicht an der Schultüre: Sie wirken in Übergängen und im Arbeitsmarkt weiter. Soziale Ungleichheiten zeigen sich dabei in systematischen Benachteiligungen, die Bildungswege begrenzen und Lebenschancen mindern. Der Zugang zu Bildung ist damit selbst ein zentraler Mechanismus, über den gesellschaftliche Differenzen sichtbar gemacht, fortgeschrieben und verfestigt werden.
Wie werden Ungleichheiten im Bildungssystem reproduziert?
Soziale Ungleichheiten entstehen nicht einfach durch Merkmale einzelner Gruppen, sondern in gesellschaftlichen Prozessen. In Schulen und Institutionen wirken Mechanismen der Unterscheidung, Zuschreibung und Normalisierung. Routinen, Bewertungen und Strukturen markieren Unterschiede und schreiben Ungleichheiten fort. Zum Beispiel, wenn Bewertungen eng an die stillschweigenden Erwartungen und Massstäbe der Mehrheitsgesellschaft gebunden sind, wenn Mehrsprachigkeit als Defizit gelesen wird oder wenn Selektionsmechanismen bestehende Vorstellungen von «Normalität» bestätigen.
Gesellschaft und Schule sind damit Orte, an denen Ungleichheiten nicht nur sichtbar werden, sondern auch produziert und verstärkt werden. Sie können jedoch auch Orte sein, an denen gesellschaftliche Machtprozesse kritisch reflektiert werden. Pädagogische Praktiken können Mechanismen irritieren, dominante Normalitätsvorstellungen infrage stellen und alternative Zugänge erproben. So eröffnen sich Räume, in denen Bildungsbiografien positiv beeinflusst werden können.
Fokus in Forschung, Aus- und Weiterbildung
Das Institut für Professionalisierung und Systementwicklung untersucht, wie soziale Ungleichheiten im Bildungssystem entstehen und durch institutionelle Praktiken reproduziert werden. In Forschung, Lehre und Weiterbildung richten wir den Blick auf Mechanismen, Routinen und Strukturen, die Benachteiligungen hervorbringen. Die Projekte und Publikationen eröffnen Reflexionsräume, in denen pädagogische Fachpersonen ihr eigenes Handeln und die institutionellen Rahmenbedingungen kritisch hinterfragen können. Dabei geht es weniger um einfache Lösungen, sondern um ein vertieftes Verständnis der sozialen Prozesse, die Exklusion erzeugen und um die Suche nach Möglichkeiten, diese Prozesse zu irritieren und alternative Praktiken zu entwickeln. In folgenden Modulen wird das Thema vertieft:
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INSIGHT – Inklusionsorientierte heil- und sonderpädagogische Professionalität